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Noch immer 300.000 Kindersoldaten

Obwohl der Kriegseinsatz von Kindern seit einem Jahr weltweit geächtet ist, werden noch immer schätzungsweise 300.000 Buben und Mädchen in 25 Ländern als Soldaten missbraucht.


Kindersoldaten seien „billig und leicht zu manipulieren“, erklärte Dietrich Garlichs, Geschäftsführer von UNICEF Deutschland, am Dienstag in Köln. „Um diese zynische Praxis zu stoppen, muss mehr internationaler Druck aufgebaut werden. Die Verantwortlichen gehören als Kriegsverbrecher verfolgt.“

Besonders besorgt zeigt sich das Kinderhilfswerk über die Situation von Zehntausenden Mädchen im Kriegsdienst. „Kindersoldaten sind in der Vorstellung der Öffentlichkeit immer männlich. Doch überall wo Kinder kämpfen, machen Militärs auch Mädchen zu ihren Sklaven. Den Kindersoldatinnen wird ihre Identität geraubt. Sexuelle Ausbeutung und bedingungslose Unterwerfung zerstören jegliches Selbstwertgefühl“, sagte die ehemalige Kindersoldatin China Keitetsi.

China Keitetsi war nach Angaben von UNICEF mit neun Jahren in ihrer Heimat Uganda von Rebellen aufgegriffen, zur Soldatin ausgebildet und in den Kampf geschickt worden. Über zehn Jahre lebte sie in der Welt des Krieges und der Soldaten. Mit 19 Jahren gelangte sie mit Hilfe der UNO nach Dänemark. Dort schrieb sie ihr Buch „Sie nahmen mir meine Mutter und gaben mir ein Gewehr“, das im Herbst 2002 auf Deutsch erschien.

Garlichs nannte er es unverständlich, dass die deutsche Regierung das vor einem Jahr verabschiedete Zusatzprotokoll zur UNO-Kinderrechtskonvention zwar unterzeichnet, bisher aber nicht ratifiziert hat. Zwar hätten mittlerweile 111 Staaten das Zusatzprotokoll unterzeichnet, doch nur 45 hätten es auch ratifiziert.

Nach In-Kraft-Treten des Zusatzprotokolls hatte der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen im vergangenen Dezember zum ersten Mal in seiner Geschichte eine Liste von Regierungsarmeen und Rebellengruppen veröffentlicht, die Kinder als Soldaten missbrauchen. Diese Liste erfasst nach den Angaben von UNICEF allerdings nur die Länder, die zu diesem Zeitpunkt auf der Tagesordnung des Sicherheitsrates behandelt wurden. Sie nennt deshalb zunächst nur 23 Konfliktparteien in den fünf Ländern Afghanistan, Burundi, die Demokratische Republik Kongo, Liberia und Somalia.

Die internationale Koalition zur Beendigung des Einsatzes von Kindersoldaten, ein von UNICEF unterstützter Zusammenschluss von Nichtregierungsorganisationen, hat den Einsatz von Kindersoldaten in zahlreichen weiteren Ländern dokumentiert. Dazu gehören Angola, Kolumbien, Eritrea, Guinea-Bissau, Indonesien, der Irak, Burma, Nepal, Tschetschenien, Ruanda, Sierra Leone, Sri Lanka, der Sudan und Uganda.

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