Nobelpreisträgerin will "Zettelpoeten" auszeichnen

In Wien ist ein Komitee zur Auszeichnung des “Zettelpoeten” Helmut Seethaler gegründet worden. Er soll mit einem Preis der Stadt Wien für interdisziplinäres Arbeiten bedacht werden, wünschen sich die Proponenten – darunter prominente Namen wie Elfriede Jelinek, Robert Menasse, Gerhard Ruiss oder Peter Turrini. Seethaler ist bekannt für seine “Pflückgedichte”, die er im öffentlichen Raum anbringt.
“Wir, die Unterzeichner/innen, treten dafür ein, daß Helmut Seethaler ein Preis der Stadt Wien für interdisziplinäres Arbeiten im Rahmen des für Kunst, Wissenschaft, Publizistik und Volksbildung vergebenen Preises der Stadt Wien, der höchsten Auszeichnung, welche in Wien für Leistungen auf diesen Gebieten vergeben werden kann, zuerkannt wird”, heißt es im Antrag.
Pflücktexte seit 35 Jahren
Seethaler arbeite seit 35 Jahren mit Pflücktexten und Beschriftungen im öffentlichen Raum, den er entgegen seiner Nutzung für kommerzielle Zwecke als Kommunikationsraum beanspruche: “Helmut Seethaler hat dadurch kein mit anderen literarischen Werken vergleichbares, sondern ein Werk zwischen mehreren Disziplinen geschaffen, der Literatur, der Publizistik und der Volksbildung.”
Für ein solches spartenübergreifendes Handeln und Wirken sei in der Ausschreibung der Stadt Wien kein Preis vorgesehen. Das Komitee schlägt die Einführung einer solchen Kategorie vor.
Konflikte mit Behörden
Hingewiesen wird auch auf die zahlreichen Konflikte mit den Behörden. Erst zuletzt wurde Seethaler – nicht rechtskräftig – wegen Sachbeschädigung zu einer bedingten Freiheitsstrafe verurteilt, weil er den Boden vor dem Museumsquartier beschriftet haben soll. Seethaler hat die Vorwürfe in der Verhandlung zurückgewiesen.