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"Nobelpreisträger ist mein Bruder"

Kärntnerin (68) glaubt, im Nobelpreisträger für Medizin ihren jahrzehntelang gesuchten Halbbruder aus Amerika erkannt zu haben. Familie verlor sich im Krieg aus den Augen.

Nobelpreisträger Capecchi könnte eine Halbschwester in Klagenfurt haben, wie die Südtiroler Zeitung “Dolomiten” glaubt Foto: APA Vor wenigen Tagen wurde dem amerikanischen Molekular-Genetiker Mario Capecchi in Stockholm der Nobelpreis für Medizin zuerkannt. Als einem von drei Wissenschaftern. Durch den Medienrummel wurde eine 68-jährige Klagenfurterin auf Capecchi aufmerksam. Allem Anschein nach ist sie seine Halbschwester.

Seit vier Jahren lebt Marlene B. in einem Wohnheim der Caritas in der Kärntner Landeshauptstadt. “In einer 23- Quadratmeter-Zelle”, erzählte sie der Südtiroler Zeitung “Dolomiten”.

“Es wäre ein Traum”.
“Ich habe meinen Halbbruder nie getroffen. Es wäre ein Traum. Ich bin ganz aus dem Häuschen, dass er Nobelpreis-Träger geworden ist”, sagt Marlene B. Sie gratuliert ihm über die Zeitung. “Dafür, dass er der Menschheit diese Fortschritte in der Medizin geliefert hat und sich seine Geschichte so glücklich gewendet hat.”

Schicksalsschläge
In den Wirren des Zweiten Weltkrieges trennte sich der Weg der Familienmitglieder. Denn ihre Mutter, Lucy Ramberg, wurde von Italien in das Konzentrationslager Dachau deportiert. Kurz vorher konnte sie noch ihre Kinder retten. Indem sie sich von ihnen abwand. Vier Jahre lang musste sich Mario Capecchi mit Betteln und Diebstahl als Straßenkind durchschlagen. Erst 1945 fand ihn seine Mutter in Verona in einem Schwesternheim wieder. Sie wanderte mit ihrem Sohn nach Amerika aus, wo ihr Bruder lebte.

Adoptiert. Inzwischen war Marlene von Südtirolern adoptiert worden. Sie verlor ihre leibliche Mutter aus den Augen. Die Südtiroler Familie zog zuerst nach Villach. Und von dort aus Angst vor den Bomben ein paar Kilometer weiter nach Müllnern. Marlene B. betreute die Zug-Haltestelle des Ortes gemeinsam mit ihrer Mutter.

Übersiedelt
Später übersiedelte Marlene B. nach Wien, wo sie sich mit allen möglichen Jobs über Wasser hielt. Jahre lang arbeitete sie als Altenhelferin: “Ich habe ein armseliges Arbeiterleben geführt und wenig verdient.” Den leiblichen Vater konnte Marlene B. zwar als 30-Jährige ausfindig machen, jedoch auch er konnte nicht sagen, wo das Schicksal ihre Mutter hin verschlagen hatte. Gut möglich, dass Nobelpreisträger Capecchi gar nichts von der Existenz seiner Halbschwester weiß. (Quelle: Kleine Zeitung)

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