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No - Trailer und Kritik zum Film

Es ist fast nicht nachzuvollziehen, wie dieser Film bei der vergangenen Viennale nicht mehr Aufsehen erregen konnte: "No" ist ein elektrisierendes, schräghumoriges und authentisch wirkendes Politdrama über das Ende der Pinochet-Diktatur mit den Mitteln der Werbung. Alle Spielzeiten auf einen Blick

Gael Garcia Bernal (“The Science of Sleep”) brilliert in der Hauptrolle in subtiler Manier, und der chilenische Regisseur Pablo Larrain fabrizierte nicht zuletzt stilistisch ein Meisterstück. Ab Donnerstag im Kino.

 Larrain entführt die Zuseher in das Chile der späten 1980er Jahre, das seit fünfzehn Jahren von Augusto Pinochet ohne demokratische Legitimation geführt wird. Die internationale Kritik an dem Diktator hatte nach zahlreichen Menschenrechtsverletzungen, nach Folter und der Ermordung von Regimekritikern zugenommen, Pinochet gab dem Druck schließlich nach und akzeptierte ein Referendum, bei dem über freie Wahlen abgestimmt wurde.

NO: Die Story

Der Film konzentriert sich auf den ungleichen Wahlkampf, der von der Opposition als wenig aussichtsreich betrachtet wurde. Insgesamt 15 TV-Minuten pro Tag zu nachtschlafender Zeit wurde den Gegnern von Pinochet zugebilligt – und um diese Zeit bestmöglich zu nutzen, wurde der Werbefachmann Rene Saavedra (Bernal) um Hilfe gebeten. Er, der gerade einen Spot für Coca Cola umgesetzt hat, soll die “No”-Kampagne leiten, die vielfach als einzige Hoffnung Chiles gesehen wird.

Larrain vermittelt die positive Aufbruchsstimmung ebenso wie die Monstrosität des Regimes, zeigt die ideologischen Herausforderungen ebenso wie den Kampf gegen die Desillusionierung, spart nicht mit den trashigen Auswüchsen der medialen Wahlschlacht und den ins Absurde reichenden politischen Diskussionen. Er illustriert den Beginn jener Zeit, in der politischer Wahlkampf erst langsam in Werbestrategien gedacht wurde, ohne Selbstgefälligkeit oder Zynismus.

NO: Die Kritik

Abgesehen vom Aufzeigen der Widersprüche und der Doppelmoral ist Larrain in seinem dritten Spielfilm aber vor allem visuell ein Bravourstück gelungen. Er und sein Kameramann Sergio Armstrong entwickelten ausgehend von der analogen Videotechnik der 1980er Jahre mit umgebauten Umatic-Kameras einen Look, der sich in seiner Grobkörnigkeit und seinen ausgewaschenen Farben am originalen Archivmaterial von damals orientierte und nahtlos an dieses anknüpfen konnte.

“No” ist zu Beginn zwar gewöhnungsbedürftig, zieht einen aber sehr rasch ins Geschehen – inklusive politischer Emotionalisierung und kollektivem “No”-Gesang im Walzertakt. Bei den Filmfestspielen von Cannes galt der Film im vergangenen Jahr als großer Geheimtipp, bei der Oscar-Verleihung musste sich Larrain seinem österreichischen Kollegen Michael Haneke geschlagen geben. Nichtsdestotrotz: Ein sehenswerter Film, auch für Menschen ohne Politexpertentum.

(APA)

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