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NL: Morddrohung gegen Abgeordneten

Ein Zettel, der am Körper des in Amsterdam ermordeten niederländischen Regisseurs Theo van Gogh gefunden worden ist, enthält eine Morddrohung gegen einen Parlamentsabgeordneten.

Das teilte Justizminister Piet Hein Donner am Donnerstagabend mit. Der Zettel enthalte „eine direkte Warnung“ an Ayaan Hirsi Ali, sagte der Minister. Ali schrieb das Drehbuch für einen islamkritischen Kurzfilm van Goghs.

Der am Dienstag auf offener Straße ermordete Regisseur hatte nach dem Erscheinen des Films im August ebenfalls Morddrohungen erhalten. In Zusammenhang mit der Tat wurden neun Verdächtige festgenommen. Die Behörden vermuten einen islamistischen Hintergrund. Beweismittel vom Tatort sowie Razzien in fünf Amsterdamer Wohnungen hätten die Vorwürfe des Fundamentalismus unterstützt, sagte eine Sprecherin der niederländischen Staatsanwaltschaft am Donnerstag.

Der Zettel mit der Drohung gegen den Abgeordneten Ali war mit einem Messer in den Körper van Goghs gerammt worden.

Der niederländische Justizminister Piet Hein Donner erklärte, der fünfseitige „Offene Brief“ an die Abgeordnete (richtig) Ayaan Hirsi Ali drohe Ungläubigen, Amerika, Europa, den Niederlanden und Hirsi Ali einen Heiligen Krieg an. Der auf niederländisch und arabisch verfasste Brief erwecke den Anschein, als stamme er nicht von einer Einzelperson, sondern von einer Organisation. Dies sei Besorgnis erregend, sagte Donner.

Die in Somalia geborene Hirsi Ali hat dem moslemischen Glauben abgeschworen. Sie hat sich bereits in der Vergangenheit den Zorn von Moslems zugezogen, indem sie islamische Sitten kritisierte sowie die Weigerung moslemischer Familien, sich der niederländischen Lebensart anzupassen. Hirsi Ali gehört der rechtsliberalen Partei VVD an.

Der mutmaßliche Attentäter, der am Dienstag den niederländischen Regisseur Theo van Gogh in Amsterdam ermordet haben soll, hat bei seinen Vernehmungen bisher die Aussage verweigert. Das hat der Amsterdamer Staatsanwalt Leo de Wit am Freitag mitgeteilt. Die niederländische Staatsanwaltschaft wertet den Mord an Regisseur Theo van Gogh als terroristischen Akt.

Die Justiz legt dem 26 Jahre alten Verdächtigen insgesamt sechs Straftaten zur Last, darunter vor allem Mord und Mordversuche mit terroristischer Absicht sowie Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung und terroristische Verschwörung.

Im Laufe des Tages werde er im Gefängnis von Scheveningen dem Haftrichter vorgeführt, berichtete De Wit. Der Festgenommene war in das Krankenhaus des Gefängnisses gebracht worden, weil er bei der Festnahme kurz nach dem Mord durch einen Schuss am Bein verwundet worden war.

Zusammen mit dem aus Amsterdam stammenden Niederländer marokkanischer Herkunft werden auch sechs weitere Verdächtige dem Richter vorgeführt. Ihnen wird ebenfalls Mitgliedschaft in terroristischen Organisationen sowie terroristische Verschwörung vorgeworfen. Die sechs waren in den vergangenen Tagen festgenommen worden. Sie kannten einander, teilte der Staatsanwalt mit. Zwei weitere Festgenommene wurden am Freitag wieder entlassen.

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