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Nigeria: Waffenlager explodiert

Bei der Explosion eines Waffenlagers in der nigerianischen Millionenmetropole Lagos sind weit mehr Opfer zu beklagen, als angenommen. Mehr als 580 Leichen wurden gezählt.

Auf ihrer Flucht vor den schweren Explosionen in der nigerianischen Hauptstadt Lagos sind mindestens 580 Menschen in einem Kanal ertrunken. Die Leichen der Opfer seien aus dem Wasser geborgen worden, sagten Augenzeugen am Montag der Nachrichtenagentur AFP. „Ich habe mehr als 580 Leichen gezählt. Ich suche meine Kinder“, sagte Shola Odun. Eine Zeitung hatte zuvor von mindestens zwölf weiteren Toten auf dem Gelände der Kaserne berichtet, wo das Feuer ausgebrochen war.

Ein Fotograf berichtete, er habe gesehen, wie aus dem Kanal in der Nähe des Explosionsorts mindestens 140 Leichen aus dem Wasser gezogen wurden. Am Sonntag hatte es in einem Waffenlager im Bezirk Ikeja der Zehn-Millionen-Stadt eine Serie von Explosionen gegeben. Amtliche Opferzahlen lagen zunächst nicht vor. Der nigerianische Präsident Olesegun Obasanjo ordnete nach einem Besuch des Unglücksorts umgehende Ermittlungen an.

Mehrere Dutzend Explosionen hatten am Sonntagabend den gesamten Norden der Millionenstadt erschüttert. Viele Anwohner flohen aus dem betroffenen Viertel, die unmittelbare Umgebung wurde von Soldaten abgeriegelt. Im Umkreis von zehn Kilometern gingen Fenster zu Bruch. Die Wucht der Detonationen ließ sogar im zehn Kilometer entfernten internationalen Flughafen die Scheiben bersten. Noch in den frühen Morgenstunden waren vereinzelte Explosionen zu hören.

Brigadegeneral John Anda sagte, in dem alten Munitionsdepot seien großkalibrige Artilleriegeschosse gelagert worden. Unglücklicherweise seien bereits geplante Modernisierungsmaßnahmen noch nicht umgesetzt worden. „Lassen Sie mich Ihnen versichern, dass es keinerlei politische Hintergründe gibt“, sagte Anda. Militärsprecher Felix Chukwumah erklärte, ein Feuer habe auf das Munitionsdepot übergegriffen. Ein Polizist sagte, die Serie von Detonationen sei offenbar von einer Explosion in einer Tankstelle verursacht worden. Eine Bestätigung dafür gab es zunächst nicht.

Nigeria, das über große Rohölvorkommen verfügt, ist das bevölkerungsreichste Land Afrikas. Mit der Wahl von Präsident Obasanjo wurde 1999 eine 15 Jahre dauernde Periode brutaler Militärherrschaft beendet. In Nigeria herrscht große Armut. Gefährliche ethnische und religiöse Spannungen spalten die Gesellschaft. Muslims stellen etwa 45 Prozent der Bevölkerung, Christen rund 49 Prozent.

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