Niemand hat Flöttls Darstellung angezweifelt, berichtete Nakowitz heute, Mittwoch, bei seiner abgesonderten Vernehmung ohne die übrigen acht Angeklagten.
Lediglich der damalige BAWAG-Vorstand Christian Büttner habe Flöttl in der Sitzung Vorwürfe gemacht, wie er alles auf eine Karte habe setzen können und somit das ganze BAWAG-Geld von 639 Mio. Dollar (466 Mio. Euro) verlieren konnte. Nur Büttner hat Emotionen gezeigt, erinnerte sich Nakowitz. Büttner habe Flöttl vorgeworfen, wie kann man nur so einen Blödsinn machen. Büttner stimmte dann auch als einziger gegen die weitere Übermittlung von Geldern an Flöttl zur erneuten Währungsspekulation auf den Yen, wurde aber überstimmt.
Der damalige BAWAG-Aufsichtsratspräsident und nunmehr Mitangeklagte Günter Weninger habe beim kurzen Telefonat mit dem damaligen BAWAG-Generaldirektor Helmut Elsner am Ende der Sitzung ohne große Emotion gesprochen, erinnerte sich Nakowitz. Weninger habe aber typischerweise bei Sitzungen und Besprechungen wenig Emotion gezeigt.
Flöttl habe damals dem BAWAG-Vorstand glaubhaft geschildert, dass alles in die völlig falsche Richtung gelaufen sei, beschrieb Nakowitz die damals vor dem BAWAG-Vorstand abgegebenen Rechtfertigungen des erfolglosen Spekulanten. Flöttl habe von einem Jahrhundertereignis gesprochen und die Yen-Option als neue Chance dargestellt, den eben durch Yen-Spekulationen erlittenen Verlust zurückzuverdienen. Im Vorstand sei man damals der Einschätzung gewesen, dass die Option, gemeinsam mit dem von Flöttl übermittelten Vermögen, genüge um die Altverbindlichkeiten von 639 Mio. Dollar abzudecken.
BAWAG-Privatbeteiligtenvertreter Wolfgang Brandstetter fragte Nakowitz, wieso niemandem Zweifel gekommen seien, an Flöttl einen Betriebsmittelkredit von 80 Mio. Dollar (58,4 Mio. Euro) zu vergeben. Der Mann war damals pleite, gab Brandstetter zu bedenken.
Auch die Stiftungskonstruktion – wo die Verluste dann geparkt wurden, Anm. – sei damals im Vorstand besprochen worden. Da die Bilanzen der Töchterunternehmen konsolidiert werden mussten, sei im Vorstand die Stiftungskonstruktion als gangbarer Weg erschienen. Das Sitzungsprotokoll habe er als Ergebnisprotokoll angefertigt und anschließend von den Vorständen unterschreiben lassen, so Nakowitz heute. Bis zum Jahr 2003 habe Elsner dieses Protokoll an sich genommen. Das Vorstandsprotokoll sei bei einem Rechtsanwalt eingesperrt und nicht mehr unmittelbar zugänglich gewesen.