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"Niemals vergessen"

Am Sonntag wird in ganz Österreich der November-Progome vor 65 Jahren gedacht - in Wien legten Schüler Partezettel von tausenden Holocaust-Opfern in der Seitenstettengasse auf.
Aktion von Schülern in Wien © APA
Jüdische und nichtjüdische Wiener Schüler haben im Rahmen des Zeitgeschichte-Projekts „A Letter To the Stars“ der November-Pogrome -der „Reichskristallnacht“, so der Ausdruck der Nazis für die Aktion – vor 65 Jahren gedacht. Die Schüler legten am Freitag Partezettel mit den Namen der 65.000 österreichischen jüdischen Holocaust-Opfer nieder und stellten Mahnmale mit Fotografien von Opfern auf. Am Abend gab es einen jüdischen Gedenk-Gottesdienst im Stadttempel.

Auch die christlichen Kirchen und die Politik gedenken an diesem Wochenende der Greueltaten der Nationalsozialisten. Verschiedenste Gruppierungen haben zudem für Sonntag zu einer Kundgebung unter dem Titel „Niemals vergessen“ aufgerufen.

Viele Gedenkveranstaltungen

Am eigentlichen Jahrestag gibt es zahlreiche Veranstaltungen:
Volkstheater und Burgtheater gedenken vormittags mit Matineen der Pogrome. Wiens Kulturstadtrat Mailath-Pokorny enthüllt im elften Gemeindebezirk einen Gedenkstein als Mahnmal und nachmittags haben verschiedenste Organisationen, darunter die Grünen und die KPÖ, zu einer Mahnwache und Kundgebung aufgerufen. Am Abend gestaltet die Zionistische Föderation in Österreich im Gemeindezentrum der Israelitischen Kultusgemeinde einen Gedenkabend.

Gedenkstein am Zentralfriedhof

Am kommenden Dienstag wird um 11 Uhr am Tor IV des Wiener Zentralfriedhofes, also dem Jüdischen Friedhof, ein Gedenkstein enthüllt. Dieser wird jenen Personen gewidmet, die nach den „Nürnberger Rassengesetzen“ als Jüdinnen und Juden galten, aber nicht der jüdischen Glaubensgemeinschaft angehörten. Die Mehrzahl von ihnen waren Christen, ein Teil war konfessionslos.

Auch in Zukunft wachsam sein

Oberrabbiner Paul Chaim Eisenberg hat anlässlich der „November-Pogrome“ betont, es gelte auch in Hinkunft wachsam zu sein. Er sei etwa „bestürzt über die Dinge, die in Deutschland gesagt wurden“.

In Deutschland wurde letzte Woche der Elite-General Reinhard Günzel von Verteidigungsminister Struck mit sofortiger Wirkung von seinem Kommando entlassen, nachdem er den als antisemitisch kritisierten CDU-Abgeordneten Hohmann gelobt hatte. Hohmann hatte in einer Rede unter anderem die Frage aufgeworfen, ob die Juden ebenso wie die Deutschen als „Tätervolk“ bezeichnet werden dürften.

Angesichts dieser Ereignisse „lernen wir jetzt, dass wir nie aufhören dürfen, wachsam zu sein“, so Oberrabbiner Eisenberg. Wichtig sei es, die Jugend „in eine demokratische Richtung zu erziehen“. Es reiche nicht aus, „nur in die Vergangenheit zu blicken“.

Redaktion: Birgit Stadtthaler

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