“Wenn selbst die Bundeskanzlerin sagt, dass die multikulturelle Gesellschaft vollkommen gescheitert ist, dann will das etwas heißen”, erklärte Wilders am Vortag in einer Parlamentsdebatte über das Programm der von ihm tolerierten Minderheitsregierung aus Rechtsliberalen und Christdemokraten.
“Die wichtigste Politikerin der Christdemokraten im wichtigsten Land Europas durchbricht ein Tabu und sagt, wie es ist. Und sie sagt, was Millionen Menschen denken.” Zugleich verwies Wilders auf die Forderung Seehofers nach Zuzugsbeschränkungen für Türken und Araber. “In Deutschland erklären inzwischen zwei Drittel der Bevölkerung: Der Islam gehört nicht zu unserem Land”. Dies sei eine Reaktion auf die Äußerung des Bundespräsidenten Christian Wulff, der Islam gehöre zu Deutschland.
Europas politische Landschaft verändere sich, sagte Wilders. “Niemand kann verhindern, dass Bürger für die Bewahrung ihres Landes und ihrer Kultur stimmen. Der Geist ist aus der Flasche.” Die neue Regierung der Niederlande werde für eine “sehr substanzielle Verringerung von Zuwanderung und Asyl” sorgen. Wilders’ PVV wurde bei den Parlamentswahlen im Juni drittstärkste Partei mit 24 der 150 Sitze im Unterhaus.
Wilders hatte unter anderem den Koran mit Hitlers “Mein Kampf” verglichen und erklärt, die Kopftücher muslimischer Frauen “verschmutzten” das Landschaftsbild. Die regierenden Mitte-Rechts-Parteien haben bereits viele Forderungen von Wilders Partei übernommen. Nur linke Parteien haben klar gegen Diskriminierung von Muslimen Stellung bezogen. Auch die Kirchen in den Niederlanden halten sich nach Ansicht von Kritikern auffallend zurück. Unter den konservativen Protestanten gibt es viele Wilders-Sympathisanten. Zu seiner Anhängerschaft gehören auch einige fanatisch islamfeindliche Juden. Wilders wird vorgeworfen, er versuche ein Bild des Islam zu suggerieren, der nur Gewalt, Fanatismus, Terror und Unterdrückung kennt.