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"Nie an Rücktritt gedacht"

Bis eine knappe Viertelstunde vor Schluss ist das Fußball-Nationalteam am Freitag in Vaduz am Rande einer Blamage gestanden. Ivanschitz: "Manche können mit Druck-Situationen nicht umgehen".

Dass am Ende doch noch ein 2:1 gegen Liechtenstein und damit der erste Länderspiel-Sieg in diesem Jahr herausschaute, verschaffte Teamchef Josef Hickersberger etwas Luft. Doch auch bei einer Niederlage hätte sich nichts an seiner Position geändert, betonte der 58-Jährige. „Ich habe nie an Rücktritt gedacht und denke nie an Rücktritt.“

Er habe sich schon in schwierigeren Situationen befunden, so Hickersberger. „Aber ich habe eine Aufgabe übernommen, die ich mir gut überlegt habe. Da kann ich nicht nach einem schlechten Resultat einfach das Handtuch werfen. Ich habe Geduld und glaube an diese Spieler“, erklärte der Coach.

Hickersberger war bemüht, die positiven Seiten des ersten Erfolges in seiner zweiten Teamchef-Ära hervorzuheben. „Die Mannschaft war verunsichert, aber hat vom Kämpferischen her einen guten Einsatz gezeigt, auch wenn spielerisch sehr wenig geklappt hat.“ Dem früheren Rapid-Meistermacher missfielen unter anderem die zahlreichen Fehler im Spielaufbau. „Da haben wir zu viele Bälle verloren, und dadurch sind wir noch nervöser geworden. Daran müssen wir arbeiten.“

Auf der anderen Seite zeigte sich Hickersberger zufrieden, dass die beiden „Joker“ György Garics und Thomas Prager stachen und den 0:1-Rückstand noch in einen Sieg verwandelten. „Es war kein Zufall, dass die Einwechslungen den Umschwung gebracht haben.“

Das 2:1 wollte Hickersberger aber nicht überbewerten. „Wir sind selbstkritisch genug, dass wir dieses Resultat richtig einschätzen können, aber wir sind in der Vorbereitung auf die EURO 2008, das sollte man bei aller Aufregung nicht aus den Augen verlieren“, forderte der Teamchef. „Ich bin hundertprozentig überzeugt, dass wir mit diesen Spielern den besten Erfolg haben werden, daher werde ich alle Spieler in Schutz nehmen und keine individuelle Kritik vornehmen.“

Hickersberger zeigte sich optimistisch, dass sich die Stimmung rund ums Nationalteam bald wieder drehen könnte – auch weil das Gemeinschaftsgefühl innerhalb der Truppe wächst. „Ich habe das Gefühl, dass der Teamgeist und der Zusammenhalt innerhalb der Mannschaft immer besser wird. Die Art und Weise, wie die Mannschaft nach dem Spiel zusammen gesessen ist und den Abend miteinander verbracht hat, war sehr erfreulich.“

Dabei dürfte unter anderem die mangelnde Fähigkeit einiger Spieler besprochen worden sein, mit Stresssituationen umzugehen. „Es ist offensichtlich, dass Fehler unterlaufen sind, die bei den Vereinen und im Training nicht passieren. Manche wachsen mit dem Druck, manche können damit nicht umgehen“, gab Kapitän Andreas Ivanschitz zu. „Fußball spielt sich zu 80 Prozent im Kopf ab. Momentan ist der Druck sehr hoch, aber mit diesem Sieg sollten wir Selbstvertrauen gewonnen haben und positiv nach vorne blicken können.“

Der Burgenländer bemängelte die seiner Meinung nach zu hohe Erwartungshaltung in der Öffentlichkeit. „Jeder hat gegen Liechtenstein ein 5:0 oder 6:0 erwartet, aber wir sind derzeit einfach nicht in der Lage, einen Gegner an die Wand zu spielen. Wir versuchen jetzt, in der Defensive besser zu stehen, unsere Aufgaben zu erfüllen und darauf basierend besser nach vorne zu spielen“, sagte der Panathinaikos-Legionär.

Sein früherer Teamkollege bei Red Bull Salzburg, Rene Aufhauser, bot als einziger echter Routinier in der Anfangsformation wie schon zuletzt beim Klub eine enttäuschende Leistung – seine Aufstellung rechtfertigte „Hicke“ mit dessen Erfahrung. „Ich habe nie daran gedacht, ihn nicht zu bringen.“ Dafür musste Thomas Prager zunächst auf der Bank schmoren, untermauerte aber mit dem Siegestor seine Anwartschaft auf einen Platz in der Startformation im Schweiz-Spiel. „Ich weiß schon, was ich an Thomas Prager habe“, sagte der Teamchef – schließlich, so Hickersberger augenzwinkernd, hätten der Heerenveen-Legionär und Garics „meinen Kopf gerettet.“

Garics, der bei seinem neuen Klub SSC Napoli zuletzt nur auf der Bank saß, gelang gleich beim Debüt sein erster Länderspiel-Treffer. Auf Beschreibungen, wie das Tor zu Stande gekommen war, verzichtete der Ex-Rapidler. „Ein früherer Trainer von mir hat gesagt: Drin ist drin, wie bei der Madame Rosa. Wie ist egal.“ Hickersbergers Reaktion: „Ich war’s nicht!“

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