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Nick Hornby: "Österreich wird die EURO gewinnen"

Über sein etwas abgekühltes Fußball-Fieber, das veränderte Stadion-Publikum und seine Prognose für die Fußball-Europameisterschaft 2008 in Österreich und der Schweiz sprach er heute im Wiener Rathaus.

APA: Sie absolvierten am Sonntag eine kleine Lesung in Wien. Mögen Sie Lesungen generell oder sind solche Termine eher ein notwendiges Übel?

Hornby: Ich mag Lesungen eigentlich sehr. Wahrscheinlich weil ich Lehrer war und gewohnt, laut zu sprechen. Ich glaube außerdem, dass es, wenn man ein Buch geschrieben hat, nicht gut ist, wenn man sich nur auf Zeitungen und Magazine verlässt. Das ist kein guter Weg um zu beurteilen, ob ein Buch eine Verbindung zu den Leuten herstellt. Lesungen sind dafür so viel besser, weil man oft direkt mit Meinungen und Reaktionen konfrontiert wird.

APA: Vermissen Sie Ihren Job als Englisch-Lehrer?

Hornby: Nein, keine Sekunde! (lacht)

APA: Was hat sich seit “Fever Pitch” geändert? Fühlen Sie immer noch das Fieber oder ist das etwas abgekühlt?

Hornby: Ich glaube, das ist ein wenig abgekühlt. Ich verpasse zwar weiterhin kein Spiel, ich gehe immer noch zu jedem Heimmatch. Aber ich habe mich verändert, und das Spiel hat sich verändert. Ich habe zum Beispiel drei Kinder bekommen, seit das Buch herauskam, und das macht einen großen Unterschied. Ich hab schon allein deswegen weniger Zeit, an Fußball zu denken: Ich hatte einfach weniger zu tun als heute. Meine Einstellung zum Spiel hat sich wahrscheinlich nicht so sehr geändert, eher meine Einstellung zu den Dingen abseits des Fußballplatzes.

APA: Und die Mannschaft?

Hornby: Im englischen Fußball hat sich viel getan: Ich setze mich im Stadion hin, um elf ausländische Spieler zu sehen, die wirklich jede Woche fantastisch spielen, aber dafür ist die Distanz größer. Wir sehen zehnmal besseren Fußball als vor 15 Jahren, aber dafür identifiziert man sich weniger mit all dem. Ich würde nicht sagen, dass es heute besser oder schlechter ist, es ist einfach anders.

APA: Beginnen ihre Kinder auch schon so wie Sie, als sie jung waren?

Hornby: Nein, nicht wirklich. Ich habe mit zehn, elf Jahren begonnen, zu Spielen zu gehen – das ist heute ganz anders. Alle Spiele sind Monate im Voraus ausverkauft, die Kartenpreise sind unglaublich. Als ich jung war, kostete das Ticket für die U-Bahn gleich viel wie jenes für das Stadion. Heute kostet das günstigste Match-Ticket für Kids 60 Euro, das ist ein großer Unterschied. Sie können vielleicht zwei- oder dreimal in der Saison ins Stadion gehen – so kann aber keine Abhängigkeit erzeugt werden, wie das bei uns der Fall war.

APA: Das klingt, als ob hier ein Fan-Elite geschaffen wurde…

Hornby: Ja, absolut. Vor einiger Zeit wurde eine Statistik publiziert, die besagt, dass das Durchschnittsalter der Fans 43 Jahre beträgt. Das sind die Leute, die sich den Eintritt leisten können. Die jungen Leute und die Arbeiterklasse wurden dagegen aus dem Stadion gedrängt.

APA: Sie ziehen die Premier League dem Nationalteam vor. Nichtsdestotrotz: Wird England am Mittwoch gegen Kroatien die Qualifikation für die EURO schaffen?

Hornby: Na ja, sie brauchen ja nur ein Unentschieden. Die Stimmung in England ist nach dem Wochenende (Anm.: und der Niederlage des direkten Konkurrenten Russland gegen Israel) etwas besser, aber Kroatien hat ein gutes Team. Aber ja, doch, ich bin ziemlich sicher, dass sie ein Unentschieden schaffen werden.

APA: Und was trauen Sie Österreich kommenden Sommer zu?

Hornby: Ich bin hundertprozentig überzeugt, dass Österreich die EURO gewinnen wird. (lacht)

(Das Gespräch führte Daniel Ebner/APA)

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