"Nichts ist O.K. bei K.O.-Tropfen!": Stadt Wien warnt mit Kampagne in Wiener Clubs und Lokalen

Ein Getränk an der Bar - und plötzlich wird alles dunkel. Beim ersten Treffen mit dem Online-Date führt der Cocktail zu Kopfschmerzen und starker Müdigkeit. Auf einer WG-Party mit Freund*innen und einem Flirt lässt plötzlich die Konzentration nach, und alles verschwimmt. Wie sollte man vorgehen, wenn man beobachtet, dass jemandem K.O.-Tropfen ins Getränk gemischt werden oder wenn man selbst den Verdacht hat, dass einem solche Mittel verabreicht wurden?
"Nichts ist O.K. bei K.O.-Tropfen!": Zukünftig geschultes Personal in Wiener Clubs
"Nichts ist O.K. bei K.O.-Tropfen’ diese klare Botschaft soll aufrütteln - und dazu aufrufen, hinzuschauen, zu handeln und zu helfen! Eine gefährliche Eigenschaft von K.O.-Tropfen ist es, dass man sie nicht riecht und schmeckt. Umso wichtiger ist es, auf das eigene Getränk - und auf andere - aufzupassen und zu handeln! Zivilcourage heißt hinzuschauen! Die Mitarbeiterinnen des Frauennotrufs sind immer für Betroffene da - genauso wie für Zeuginnen und Zeugen, die helfen wollen. Die Wiener Clubszene ist hier ein starker Partner, wenn es darum geht möglichst sicheres feiern zu unterstützen. Mit dem neuen Wiener Veranstaltungsgesetz wird garantiert sein, dass zukünftig geschultes Personal vor Ort ist und weiß, was im Fall der Fälle zu tun ist", sagt Wiens Vizebürgermeisterin und Frauenstadträtin Kathrin Gaál. Und: "Bei der großen Frauenbefragung ,Wien, wie sie will‘ war Gewaltschutz ein wichtiges Thema für die Wienerinnen. Klar ist: Gewalt gegen Frauen hat in unserer Stadt keinen Platz. Damit sich alle Wienerinnen und Wiener in unserer Stadt sicher und wohlfühlen", so Gaál.
Bundesministerin für Frauen, Wissenschaft und Forschung Eva-Maria Holzleitner betont: "Wien zeigt mit dieser Kampagne eindrucksvoll, was möglich ist, wenn alle an einem Strang ziehen: Gemeinsam mit Clubs, Lokalen und Zivilgesellschaft konkrete Maßnahmen zu setzen, damit sich Frauen beim Ausgehen sicher fühlen können. Dass die Stadt Wien hier so starke Akzente setzt ist vorbildlich. Aber Gewaltprävention darf nicht an Stadt- oder Landesgrenzen enden - deshalb setzen wir auf Bundesebene mit einer Informationsoffensive an, um das Bewusstsein in ganz Österreich zu schärfen."
Hohe Dunkelziffer bei K.O.-Tropfen
Die Initiative "Nichts ist O.K. bei K.O.-Tropfen" der Stadt Wien fordert zur Achtsamkeit und Zivilcourage auf und informiert über K.O.-Substanzen, Schutzmaßnahmen und Handlungsmöglichkeiten bei Verdacht auf deren Einsatz. Der 24-Stunden-Frauennotruf bietet unter 01/71719 Auskunft. Bei Gefahr sollte immer die Polizei unter 133 kontaktiert werden. Die Kampagne nutzt Freecards, Plakate online und in Print sowie Getränkeabdeckungen, um auf das Thema hinzuweisen. Die wesentlichen Informationen sind jetzt auch in einem neu gestalteten Flyer verfügbar oder können hier eingesehen werden.
In den letzten beiden Jahren sind die Zahlen der K.O.-Mittel-Fälle stabil geblieben: 2024 gab es wie 2023 etwa 80 Anfragen zu Verdachtsfällen, während es 2022 rund 70 und 2021 etwa 40 Beratungen waren; im Jahr 2020 wurden 20 Fälle gemeldet. Die Dunkelziffer bei dieser Straftat ist jedoch deutlich höher. Der Durchschnitt liegt derzeit bei etwa sechs Beratungen monatlich zu diesem Thema. K.O.-Mittel machen Menschen manipulierbar und wehrlos und werden oft gezielt bei sexualisierter Gewalt eingesetzt. Die Verantwortung für diese Straftat liegt immer beim Täter, niemals beim Opfer. Da das Verhalten des Täters oft nicht beeinflusst werden kann, ist es wichtig, sich schützen zu können.
Verdacht auf K.O.-Tropfen: So reagiert man richtig
Getränke sollten generell nicht unbeaufsichtigt bleiben, und Freund*innen sollten stets gegenseitig aufeinander achten. Es ist entscheidend, auf das eigene Bauchgefühl zu hören – beispielsweise die Feier zusammen mit Freund*innen zu verlassen, wenn Unwohlsein auftritt. Bei plötzlich eintretendem Schwindel, Übelkeit oder ungewohnter, enthemmender Wirkung sollte man sich an eine Vertrauensperson oder das Barpersonal wenden. Im Zweifelsfall zögern Sie nicht, die Polizei unter 133 zu kontaktieren!
Da das Nachweisfenster je nach verwendeter Substanz begrenzt ist, sollten Betroffene so schnell wie möglich in ein Krankenhaus wie das AKH, die Klinik Ottakring oder die Untersuchungsstelle für Gewaltbetroffene (Kontaktaufnahme unter +43 (0)1 40160 - 35700) gebracht werden. Eine zügige Entnahme von Blut- und Urinproben sowie die entsprechende Dokumentation sind von Bedeutung. Selbst wenn noch keine Entscheidung zur Anzeige getroffen wurde, ist es zunächst wichtig, für ein mögliches Strafverfahren Proben, Befunde und Fotos von Verletzungen zu sichern.
Durch Zivilcourage können Zeug*innen dazu beitragen, den Einsatz von K.O.-Mitteln zu verhindern oder die negativen Folgen für Betroffene zu verringern. Beobachtet jemand verdächtige Personen, die anderen etwas ins Glas mischen, sollte die betroffene Person sofort darüber informiert werden. Das Getränk sollte im Idealfall ausgeschüttet werden, und auch andere Anwesende müssen darauf hingewiesen werden. Zudem ist es wichtig, das Barpersonal oder die Polizei umgehend zu informieren. Zeug*innen können weiterhin unterstützen, indem sie die betroffene Person sicher nach Hause oder ins Krankenhaus begleiten.
(Red)