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Nicht heilbar, aber lösbar

Jeannette Bell hilft Legasthenikern dabei, trotz ihrer Schwäche erfolgreich zu sein.

Das Telefon klingelt im Haus Harrachgasse 4 in Hohenems. „Super“, sagt Jeannette Bell mit freudiger Stimme. „Meine zwei Schützlinge haben die Matura bestanden“, erklärt sie den Grund ihrer heiteren Stimmung. Ihre zwei Schützlinge sind Legastheniker. Das heißt, sie haben Probleme mit der richtigen Zuordnung von Buchstaben mit den entsprechenden Lauten. Schwierigkeiten beim Lesen und Rechtschreiben sind die Folge. Beziehungsweise waren es.

Gelernte Lehrerin

Denn die Legasthenie-Therapeutin hat es geschafft, das Problem der zwei nun „reifen“ Teenager so in den Griff zu bekommen, dass sie ihr großes Ziel erreichten. Legasthenie ist eine Beeinträchtigung, die Menschen das Leben schwer machen kann. Und jenen, die mit diesen Menschen zu tun haben. Legasthenie ist nicht heilbar, aber das Problem des Umgangs damit lösbar. Jeannette Bell ist gelernte AHS-Lehrerin für die Fächer Deutsch und Psychologie/Philosophie/Pädagogik. Dort machte sie erste Erfahrungen mit dem Phänomen Legasthenie, fand es schade, sich nicht eingehender mit einzelnen „Problemkindern“ einer Klasse auseinandersetzen zu können. „Ich ging dann weg, wechselte den Job, arbeitete als Bibliothekarin.“ Doch nach zwei Jahren wollte sie wieder nach Hause. Sie arbeitete als freie Nachhilfelehrerin, befasste sich immer tiefer mit Lese- und Rechtschreibschwächen.

Sinne aktivieren

Als Legasthenie-Therapeutin kann sie von vielen Erfolgserlebnissen berichten. „Die bestehen darin, wenn meine Schützlinge Fortschritte machen.“ Ganz klar ist für Jeannette Bell: „Motivation ist die Grundlage für Erfolgserlebnisse. Und da gibt es eben ganz verschiedene Charaktere. Die einen, vor allem Kinder, zeigen großen Einsatz. Andere wiederum sind viel schwerer zu motivieren.“ Auf ihrem Bürotisch stapeln sich Lernbehelfe. Memory-Spiele, Materialien zur Sinnesaktivierung, Bücher. Mittels eines Knetteiges versucht Bell etwa ihren Schützlingen die Länge von ausgesprochenen Vokalen zu verinnerlichen. Und dann ist da noch ihr Hund Camillo, ein gutmütiger Golden Retriever. „Er ist vor allem für die Kinder wertvoll. Ihn zu streicheln tut ihnen gut. Er leistet seinen Beitrag zu Lernfortschritten. Einfach nur dadurch, dass er da ist.“

Bald Psychologin

Die promovierte Literaturwissenschaftlerin arbeitet parallel zu ihrer beruflichen Tätigkeit noch an einer Psychologie-Dissertation. „Damit ich dann auch nach außen hin die umfassenden Grundlagen für meine Anerkennung als Expertin habe.“ Für sich selbst brauche sie das nicht. Ihre Genugtuung komme täglich nach einem großen Arbeitspensum. „Wenn ich dann gegen 17 Uhr mein Büro verlasse und mich topfit fühle.“

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