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Swingerclub in der Secession erhitzt Gemüter

Christoph Büchel verwandelt seit Freitag das Untergeschoss der Secession in einen Swingerclub. Der Schweizer Künstler zeigt "reale Gesellschaftszustände". Die Besucher gelangen tagsüber durch Club-Räumlichkeiten zum einst skandalösen Beethovenfries.
Das Lokal in der Kaiserstraße
Orgienvorlage: Beethovenfries

Hohe Wellen schlägt seit dem Wochenende die neue Ausstellung von Christoph Büchel in der Secession: Der Schweizer Künstler, der bereits vor einigen Jahren in Kassel ein Solarium, einen Billig-Supermarkt und ein Wettbüro im Fridericianum installiert hat, bespielt das Untergeschoß der Secession nun mit einem echten Swingerclub. Tagsüber werden jene Besucher, die sich für das Beethovenfries interessieren, durch die leeren Räumlichkeiten geschickt (Jugendliche ausgenommen), in der Nacht läuft im “Element6” Normalbetrieb, wie Secessions-Pressesprecherin Urte Schmitt-Ulms am Montag bei einem Lokalaugenschein erklärte.

Der Künstler, der in seinen Rauminstallationen und Projekten stets reale Gesellschaftszustände inszeniert und soziale Situationen in den Kunstraum transportiert, spielt auch auf die Raumvermietung von Kulturinstitutionen an. Und eben diese Vermietungskonstellation schlägt sich auch in der in den Medien kritisierten Finanzierung der Schau nieder, wie Schmitt-Ulms sagte. Die Secession finanziere sich zu zwei Dritteln selbst, im Falle der Ausstellung von Christoph Büchel kommen die Einnahmen aus den Eintrittspreisen des “Vereins der kontaktfreudigen Nachtschwärmer”, der Dienstag und Mittwoch von 21 bis 2 Uhr früh und Donnerstag bis Samstag von 21 bis 4 Uhr früh geöffnet hat und für die Dauer der Ausstellung von der Kaiserstraße in die Secession gezogen ist.

Anspielung auf Klimt

Die ausgelöste öffentliche Diskussion ist jedenfalls intendiert: So spielt Büchel auf jenen Aufruhr an, den Gustav Klimt einst mit seinem Beethovenfries ausgelöst hat. Dieses sei heute kein Skandal mehr, so die Pressesprecherin, die Installierung eines Swingerclubs in den Räumlichkeiten der Secession hingegen sei der damaligen Situation ähnlich.

Organisatorisch habe es im Vorfeld einige Arbeit gegeben: Die Konzession bringe der Club selbst mit, zum Schutz des Beethovenfrieses ist der ebenfalls als Swingerclub gestaltete Raum in der Nacht geschlossen, die im Nebenraum installierte Sauna dient lediglich der Vollständigkeit, in Betrieb geht sie aus konservatorischen Gründen nicht. Die von der Tageszeitung “Österreich” genannten Umbau-Kosten von 90.000 Euro könnten laut Secession “so stimmen, aber es ist ja noch nicht alles fertig”. Jedenfalls sei diese Ausstellung – wie auch die übrigen – nicht ausschließlich von Steuergeldern finanziert. Man wolle die Produktionskosten wie auch bei anderen Projekten wieder einspielen. Zudem gibt es für die Ausstattung des Clubs in der Secession zahlreiche Sponsoren.

“Sittenverfall” unter dem “Missbrauch der ”Freiheit der Kunst”

Einen “Sittenverfall” unter dem “Missbrauch der ‘Freiheit der Kunst'” wittert unterdessen die FPÖ. Kultursprecherin Heidemarie Unterreiner fragt sich am Montag in einer Aussendung, ob “unsere Gesellschaft von allen guten Geisern (sic!) verlassen” sei. Sie verweist in diesem Zusammenhang auch auf eine Ausstellung von Otto Mühl in der Secession oder Ausstellungen mit “Leichenschändungen oder Kindesmissbrauch” in der Kunsthalle, die “den Trend der negativ Spirale (sic!) von Nihilismus und Perversion” verschärfen würden.

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