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New York: November

Bisweilen sind die Geschichten hinter der Kamera beinahe aufregender als das Geschehen auf der Leinwand: Praktisch ohne Geld und dafür mit großem Engagement haben die beiden Kärntner Regisseure Joachim Krenn und Gerhard Fillei es geschafft, mit "New York: November" einen astreinen Neo-Noir-Thriller zu drehen, der einen düsteren Großstadtmoloch New York in exaltierten Schwarz-Weiß-Bildern einfängt. Alle Spielzeiten auf einen Blick

Beinahe ausschließlich mit US-Cast gedreht, gelingt den beiden Autodidakten dabei ein Werk, das in keiner Sekunde alpinen Kleinmut ausstrahlt, sondern die große Geste nicht scheut. Der möglicherweise unösterreichischste Film des Jahres – ab 30. November in den heimischen Kinos.

Bruce McGray (Matthew Mark Meyer) befindet sich nach einem gescheiterte Banküberfall auf der Flucht vor den Behörden und seinem Auftraggeber. Es zieht ihn in den Süden, an jenen Ort El Jardin De Dios, der von einer ihm unbekannten Frau eindrücklich in einem Tagebuch beschrieben wird, das ihm seine Exfreundin (Jimena Hoyos) kommentarlos zugeschickt hat. Zugleich fühlt sich Bruce in Erinnerungsfragmenten seiner unbekannten Vergangenheit mit der Autorin des geheimnisvollen Buches verbunden. Auf seiner Identitätssuche strandet er in New York, wo er auf Dana (Claudia Vick) trifft, die sich von ihrem gewalttätigen Ehemann getrennt hat. Im finalen Showdown planen die beiden die spektakuläre Flucht aus der von Polizisten abgeriegelten Grand Central Station.

Visuell und narrativ muten die beiden Filmemacher ihren Zuschauern durchaus einiges zu. Mit wackeliger Handkamera und in extremen Detailaufnahmen gedreht, startet “New York: November” rasant, geradezu atemlos in seiner Schnittfolge teils gegen die Achse. Dieser Eindruck wiederholt sich gespiegelt beim fulminanten Showdown am Ende. Dazwischen setzen Fillei und Krenn jedoch durchaus auf ruhigere Momente in grobkörnigem Schwarz-Weiß.

Zugleich verfolgt der Thriller zahlreiche Handlungsstränge, die sich erst sukzessive lösen und aufeinander beziehen. Nur langsam erschließen sich Rückblenden, Erinnerungselemente, aktuelle Zeitlinien und Handlungsbezüge im fragmentarischen Werk, das hierin sowohl an die Vorbilder des Film Noir gemahnt als auch auf ästhetischer Ebene eine Nähe zum Comic nicht verleugnet. Auch Darren Aronofskys defätistischer Thriller “Pi” lässt grüßen.

Den beiden Kärntnern ist es dabei gelungen, ihr US-Ensemble, mit dem sie 1997 während des Studiums an der New York University zu drehen begonnen hatten, über zehn Jahre bei der Stange zu halten, weshalb die Originalversion auf Englisch gedreht ist. Zusätzlich konnten die beiden über die Jahre auch einige Österreicher für Cameo-Auftritte gewinnen, unter anderen Alexander Goebel und Rupert Henning. Einzig mit einigen der in der Synchronisation herausgekommenen Dialogzeilen schlägt sich “New York: November” ein wenig unter Wert. Sätze wie “Wenn du weißt, woher du kommst, wirst du wissen, wer du bist” wirken bisweilen unfreiwillig komisch im ansonsten schlüssigen Gesamtwerk.

(APA)

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