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New York: Grundsteinlegung für neue Zukunft

Nahezu drei Jahre nach den Anschlägen vom 11. September beginnen am Ort des zerstörten World Trade Centers die Bauarbeiten für ein neues Hochhaus.

Die Grundsteinlegung am Sonntag, dem amerikanischen Nationalfeiertag, bezeichnete Architekt Daniel Libeskind als „unglaublichen Schritt für die Neubebauung von Ground Zero“.

Der neue „Freiheitsturm“ soll 533 Meter hoch werden – damit wird nicht nur eine neue Rekordmarke für das höchste Gebäude der Welt gesetzt, sondern auch ein symbolisches Zeichen gesetzt: Nach dem amerikanischen Maß steht die Höhe von 1.776 Fuß für das Jahr 1776, in dem die Vereinigten Staaten ihre Unabhängigkeit erklärten.

Über dem mit einer Inschrift versehenen Grundstein soll bis 2009 ein Wolkenkratzer mit 70 Geschossen entstehen. Davon sind 60 Stockwerke für Büroraum vorgesehen. In den übrigen ist Platz für Geschäfte und Restaurants. Die Baukosten für den Freedom Tower werden auf 1,5 Milliarden Dollar geschätzt.

Jedoch hat der Pächter des Geländes, Larry Silverstein, bisher noch keinen Vertrag für die Nutzung des Freiheitsturms abgeschlossen. Wegen ungeklärter Finanzierungsfragen ist es keineswegs sicher, ob bis 2015 alle fünf Bürotürme, die für die Neubebauung von Ground Zero vorgeschlagen wurden, auch wirklich errichtet werden. Silverstein hat das gesamte World-Trade-Center-Gelände für zehn Millionen Dollar im Monat von der New Yorker Hafenbehörde, der Port Authority, gepachtet; der Vertrag läuft über insgesamt 99 Jahre. Nach der Zerstörung des World Trade Centers hoffte er auf die Auszahlung einer Versicherungssumme von zwei Mal 3,5 Milliarden Dollar. Nach einer jüngsten Gerichtsentscheidung kann er nun mit 4,5 Milliarden Dollar rechnen – mehr als genug für die Errichtung des Freiheitsturms.

Die genaue Ausführung des Bauwerks steht allerdings immer noch nicht fest. Der im vergangenen Jahr als Kompromisslösung akzeptierte Plan sei in einigen Details noch Änderungen unterworfen, erklärt Chefarchitekt David Childs. „Es ist so ein kompliziertes Gebäude“, sagt Childs und fügt hinzu, schließlich solle es ja auch das beste je gebaute Hochhaus werden.

Childs wurde von Silverstein damit beauftragt, den Entwurf von Libeskind auszuführen. Nach Meinungsverschiedenheiten zwischen beiden Architekten über Größe und Form des Freiheitsturms stellt Childs im Dezember vergangenen Jahres ein eigenes Modell vor. In seinem Plan fällt der Turm schlanker aus, und statt der „Himmelsgärten“ von Libeskind soll es auf einem freien Gelände in luftiger Höhe Windmühlen geben. Nach langer Diskussion bleibt es aber bei einer 83 Meter hohen Turmspitze, die an die Fackel der Freiheitsstatue erinnert.

Zwei Tage vor der feierlichen Grundsteinlegung ließ Silverstein seinen Sprecher Howard Rubenstein erklären, dass Childs den Entwurf nicht verändern könne, ohne dazu seine Zustimmung und die des Gouverneurs George Pataki einzuholen. Libeskind sagt, er hoffe, dass Childs lediglich die Turmspitze noch etwas prominenter ausführen werde und den Entwurf ansonsten intakt lasse. „Man kann der Öffentlichkeit nicht ein Modell zeigen und dann etwas anderes bauen“, betont Libeskind und erklärt, dass er an der Ausführung weiter beteiligt sein werde.

Auf dem Baugelände für den Freiheitsturm befinden sich noch Reste eines Parkhauses, die in den kommenden Monaten zunächst beseitigt werden müssen. Einige Teile sollen aber als Erinnerung an die Terroranschläge für die Nachwelt erhalten bleiben. Gleichwohl sind Hinterbliebene von Terroropfern besorgt, dass die Bauarbeiten die verbliebenen Grundmauern des World Trade Centers in Mitleidenschaft ziehen könnten. „Das ist ein unschätzbares Stück unserer amerikanischen Geschichte“, sagt Anthony Gardner, dessen Bruder im World Trade Center ums Leben kam und der sich nun in der „Coalition of 9/11 Families“ engagiert.

INFO IM WEB: www.renewnyc.com

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