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Never let me go - Alles, was wir geben mussten

Bittersüße Beklemmung: Verfilmung von Kazuo Ishiguros utopischer Fabel brilliert mit junger britischer Schauspiel-Riege und nüchterner Erzählung - Ab 13. Mai im Kino.
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Drei Menschen, die nur erschaffen wurden, um anderen Menschen das Leben zu retten, stehen im Mittelpunkt des trostlos-traurigen, subtil schmerzlichen Films “Never let me go – Alles, was wir geben mussten”. Die Verfilmung der von Kritikern gefeierten und vom “Times”-Magazin zum Roman des Jahrzehnts gekürten Science-Fiction-Fabel von Kazuo Ishiguro zeigt ein alternatives England der 60er Jahre, in der Moral und Ethik keine Rolle mehr zu spielen scheinen. Von Musikvideo- und Spielfilmregisseur Mark Romanek (“One Hour Photo”) in Szene gesetzt, ist der Film beunruhigende Utopie und berührende Liebesgeschichte zugleich. Ab Freitag (13.5.) im Kino.

Es ist eine vermeintlich bekannte, harmlose Welt, in der die Geschichte von Kathy (Carey Mulligan) ihren Anfang nimmt. Gemeinsam mit ihren engsten Freunden Ruth (Keira Knightley) und Tommy (Andrew Garfield) wächst sie im scheinbar gewöhnlichen Internat Hailsham auf. Doch schon früh erfährt sie, dass sie und die Kinder um sie herum besonders sind: Sie wurden geklont, gezüchtet. Um, sobald sie erwachsen sind, als Organspender zu dienen und die Lebenserwartung anderer Menschen zu verlängern.

Seit ihrer Geburt tragen sie dieses Pflichtgefühl in sich – das Schicksal, nur für jemand anderen zu existieren und das Wissen, nur für eine begrenzte Zeit zu leben. Mit 18 ziehen sie alle vom Internat in sogenannte “Cottages”, lernen kurz die Außenwelt kennen. Eine Zeit, die – so besagt ein Gerücht – nur dann verlängert werden kann, wenn die wahre Liebe dazwischen kommt und einem Paar ein Aufschub bis zur “Vollendung”, der Zeit der Organspenden, gewährt wird. Eine Hoffnung, die Neid, Betrug und Verrat in das vorbestimmte Leben einziehen lässt und zu einem für Kathy schier unerträglichem Liebesdreieck führt.

Mit verwaschenen Farben, nüchterner Erzählung und sich subtil aufbauender Spannung erschuf Romanek mit “Never let me go” einen Film, der seiner gewaltigen Romanvorlage gerecht wird und dem Zuschauer eine Welt zeichnet, die so vertraut scheint und sich doch merkwürdig und beklemmend anfühlt. “Er arbeitet mit seinen Bildern ganz ähnlich wie ich mit meinen Worten”, sagt Ishiguro über Romanek, “er filmt scheinbar ganz normale Dinge, die sich dann als überhaupt nicht normal entpuppen. Es ist immer etwas Gruseliges da, etwas was einen nervös macht.”

Berührt, wütend und traurig wird man am Ende zurückgelassen, wenn sich der Kloß, der sich von der ersten Sekunde an bildet, mit der Ansicht des bitteren Endes löst. Ohne sich in Science-Fiction-Elemente zu stürzen, führt Romanek den Zuschauer Szene für Szene in Ishiguros utopische Welt ein und macht dabei auch nachdenklich: Was macht ein Leben lebenswerter als das andere – und was fängt man mit der begrenzten Zeit, die man hat, an? Was der Roman schafft, findet sich im Film wieder: Eine utopische Geschichte einer alternativen Gesellschaft, die dann doch irgendwie zu unser aller Leben passt.

Fesselnd und authentisch ist dabei auch der nüchterne Ton der Ich-Erzählerin Kathy. Carey Mulligan, die u.a. für ihre Rolle in “An Education” in England bereits als “die nächste Audrey Hepburn” gefeiert wurde, brilliert als in sich gekehrte, faszinierende junge Frau, die allein mit Blicken und Tonfall alles offenbart. Mit Keira Knightley und Andrew Garfield wird die Riege junger, aufstrebender britischer Schauspieler abgerundet und die mit bis in die Nebenrollen ausgezeichnete Besetzung – darunter Sally Fields und Charlotte Rampling – komplettiert. Sogar die Jungschauspieler als Internatsschüler sind den Dreien wie aus den Gesichtern geschnitten. Allein bei der zweifellos schönen Musik von Rachel Portman hätte man sich einen weniger überladenen Einsatz gewünscht. Die Bilder sprechen für sich – und die beeindruckenden schauspielerischen Leistungen tragen ihren Teil dazu bei, “Never let me go” zu einem gewaltigen Filmwerk zu machen. (Angelika Prawda/APA)

www.alles-was-wir-geben-mussten.de

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