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Neues Wiener Lehrerverteilungssystem sorgt für Aufregung an Ganztagsschulen

Das neue System sorgt insbesondere an Ganztagsschulen für Aufregung.
Das neue System sorgt insbesondere an Ganztagsschulen für Aufregung. ©APA/HARALD SCHNEIDER
Das neue Wiener Lehrerverteilungssystem sorgt für Aufregung - insbesondere an Ganztagsschulen. Dort befürchtet man massive Auswirkungen auf das pädagogische Angebot.
Neues System für Lehrer-Verteilung

Für Aufregung sorgt das neue Prozedere für die Berechnung bzw. Verteilung der Lehrerkontingente an Wiener Pflichtschulen. Eigentlich ist das Ziel der jüngst von NEOS-Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr und Bildungsdirektor Heinrich Himmer angekündigten Neuerung, ab dem kommenden Schuljahr für mehr Transparenz bei der Zuteilung der 12.500 Posten zu sorgen. Manche verschränkte Ganztagsschulen fürchten nun allerdings massive Auswirkungen auf ihr pädagogisches Angebot.

So soll die Zuteilung künftig durchgeführt werden

Bisher wurden bei der Zuteilung u.a. regionale Zuständigkeiten, Schwerpunkte oder auch Projektplanstellen einbezogen. Künftig soll jede Schule ein Basiskontingent aufgrund ihrer Schülerzahl erhalten, berücksichtigt werden außerdem Faktoren wie Klassengrößen, Deutschförderung, Tagesbetreuung, sonderpädagogische Projekte oder eine überdurchschnittliche Zahl an Kindern, bei denen wegen des sozioökonomischen Hintergrunds erhöhter Förderbedarf angenommen wird. Bei der Umstellung auf das neue System werde es zu geringfügigen Verschiebungen von maximal zwei Stellen pro Schule kommen, so die Ankündigung. Gleichzeitig sollen für die verschränkten Ganztagsschulen 200 zusätzliche Freizeitpädagogen finanziert werden.

Petition warnt vor "Abbau" der Ganztagsvolksschulen

In einer Petition des Elternvereins an der Ganztagsvolksschule Alt Erlaa befürchtet man durch den Systemwechsel jedoch "gravierende Änderungen für verschränkte Ganztagsvolksschulen" und warnt vor einem "Abbau" dieser Schulform (http://go.apa.at/GPykBqPX). "Das Kontingent an Lehrer*innen soll reduziert und über eine Erhöhung der Freizeitpädagog*innen kompensiert werden", heißt es in dem Aufruf mit derzeit knapp 2.000 Unterschriften, in dem eine "Sistierung der geplanten Kürzungen" gefordert wird. Die Initiatoren befürchten, dass Stunden nach 12 Uhr künftig nicht mehr von Lehrern, sondern von Freizeitpädagogen abgedeckt werden müssten und der für verschränkte Ganztagsschulen typische Wechsel von Unterricht und Betreuung nur noch eingeschränkt möglich wäre. Außerdem würden weniger Lehrer zu weniger pädagogischem Angebot wie Schülerparlament, Schulchor oder klassenbezogenen Angeboten wie Skitagen oder Theaterbesuchen führen.

Bildungsdirektion bemüht sich um Beruhigung

In der Bildungsdirektion beruhigt man auf APA-Anfrage: Lehrer sollten natürlich wie bisher auch am Nachmittag eingesetzt werden, der Wechsel zwischen Lern- und Freizeit sei schließlich das Wesen einer verschränkten Ganztagsschule. "Das Modell selbst bleibt davon unberührt", betont der Sprecher. Neu sei, dass die verschränkten Ganztagsschulen schrittweise mehr Freizeitpädagogen bekommen, die dort den Freizeitteil übernehmen können - von "gelenkter Freizeit" wie Sport- und Kreativangeboten bis zur "ungelenkten Freizeit", in der die Kinder frei spielen und sich entspannen können. Das bedeute aber nicht per se, dass es an den verschränkten Ganztagsschulen weniger Lehrer gebe. Diese können außerdem auch weiterhin Freizeitstunden abdecken, allerdings wird in diesem Fall im Gegensatz zu früher keine Vorbereitung bezahlt.

Kritiker bleiben skeptisch

Kritiker des neuen Modells bleiben unterdessen weiter skeptisch: Ungelenkte Freizeit mit freiem Spiel gebe es in der verschränkten Ganztagsschule in der Regel erst nach 15.30 Uhr. In den übrigen Freizeitstunden finde sehr wohl pädagogisches Angebot statt, seien es passend zum Klassenschwerpunkt sportliche oder musikalische Angebote, Ausflüge zum Imker oder wenn Lehrern mit Zusatzausbildung zum Tanzlehrer oder Motopädagogen Stunden anbieten. Dass sie nicht vollwertig bezahlt werden sollen, sei nicht nachvollziehbar. Außerdem würde das System durch den vermehrten Einsatz von Freizeitpädagogen deutlich unflexibler. Immerhin könnten die Lehrer anhand der Bedürfnisse der Schüler entscheiden, ob gerade eine Freizeitstunde nötig ist.

In der Bildungsdirektion Wien will man nun jedenfalls mit den Initiatoren der Petition und anderen Schulen, an denen die Reform skeptisch gesehen wird, das Gespräch suchen.

(APA/Red)

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