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"Neues Programm" von Thomas Maurer mit Special Effects und Aha-Effekt

Special Effects und Aha-Effekt: Thomas Maurers "Neues Programm"
Special Effects und Aha-Effekt: Thomas Maurers "Neues Programm" ©APA (Sujet)
"Neues Programm" heißt das Karbarett von Thomas Maurer. Darin finden sich Special-Effects und Aha-Effekte.

Thomas Maurers “Neues Programm” hat genau zwei gute Nummern. Die eine ist ein Wirtschafts-Nachhilfekurs für Dummies, in dem der 46-jährige Kabarettist die Subprime-Krise, die zum Zusammenbruch der Investmentbank Lehman Brothers und in der Folge zur milliardenschweren Stützung anderer Bankhäuser führte, ebenso deppensicher erklärt wie die Zinseszinsrechnung. Die andere ist ein Action-Film, in dem Maurer an der Seite von Bruce Willis, Angelina Jolie, Tom Hanks und Barack Obama die westliche Welt vor den Russen rettet. Einmal punktet er mit dem Aha-Effekt, dann mit Special Effects. Das reichte gestern, Montag, Abend für lautstarken Premierenapplaus im Wiener Stadtsaal.

Thomas Maurers “Neues Programm”

Maurer startet ziemlich mau, doch Frechheit siegt: “Ich weiß nicht, wie’s Ihnen geht, aber ich fand das soweit ganz pfiffig”, kommentiert Maurer selbst seine ersten Dreiviertelstunde, in denen er “die glatte Konsumierbarkeit” heutigen Kabarettschaffens durch anarchische Inhaltsleere unterläuft und (vorgeblich) ganz begeistert ist von der eigenen Radikalität, sich etwas getraut zu haben, was in der Kabarett-Geschichte, die bekanntlich gleich bedeutend mit der Menschheits-Geschichte ist, noch nie jemand gewagt hat: Das neue Programm “Neues Programm” zu nennen.

Maurer plaudert vor sich hin, auf der Bühne nur er, ein Mikro, ein (die längste Zeit unbenutzter) Barhocker und eine (selten verwendete) Fahrrad-Trinkflasche. Keine einfache Sache. Aber eine Suppe, die selbst eingebrockt ist. Weil das Programm angeblich nicht fertig geworden ist, vollzieht er die Video-Auswahl im Heimkino nochmals mit Publikum nach: “Rambo 3” statt “Solaris”, Blockbuster-Kino statt “Quality Time”. Mit der Verwirklichung des aus Ärger über lästige Agentur- und Veranstalter-Nachfragen ersonnenen Alternativ-Titels “Thomas Maurer singt Lieder, die ihm gut gefallen, halblaut vor sich hin – 70 Minuten ohne Pause” ist dann der Tiefpunkt erreicht.

Special Effects und Aha-Effekt

In der Pause, die es natürlich doch gibt, wechselt Maurer zwar nicht die Aufstellung, aber die Spielanlage. An der Seite seines alten Schulfreunds Hans (amerikanisch: “Häns”) geht es in der Business Class in die USA, das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Dort ist es auch möglich, als australischer Comedy Star Horst Mason im Bible Belt der amerikanischen Südstaaten seine Minute Ruhm zu genießen, ehe man von US-Agenten als linkslinker Aktivist entlarvt und zum Waterboarding abgeholt wird.

Glücklicherweise landet unser Held, unterstützt von Sound-Effekten und amerikanischem Akzent (Regie: Petra Dobetsberger, Pronunciation Coach: Dave Moskin) auf der Seite der Guten, kann die russischen Kampfroboter besiegen und dank der Auffindung von Jesu’ Bausparvertrag dem Kapitalismus genügend Startkapital für einen Neustart verschaffen: New Deal. New Program. New Capitalism. Da kann auch Barack Obama nur noch eines sagen. “Yes we can.”

(APA)

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