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Neues Mittel zur Drogen-Substitution

Mehr als 8.000 Opiatabhängige sind in Österreich in Substitutionsbehandlung. Das hilft ihnen, vom illegalen Markt wegzukommen und sich wieder sozial zu stabilisieren.

Doch ein Teil der dabei verwendeten Medikamente wandert auch auf den Schwarzmarkt. Eine jetzt in Österreich breit verfügbare Substanzkombination von Buprenorphin und Naloxon kann hier eine Verbesserung bringen. Ein Auflösen der Kapseln und ein Injizieren des Inhalts sind sinnlos.

Die Kosten für das Medikament zur Behandlung von Opiatabhängigkeit werden von den Krankenkassen übernommen “zur Substitutionsbehandlung laut Suchtgiftverordnung, bei Unverträglichkeit der kostengünstigeren Therapiealternative Methadon,” heißt es in der Verordnung dazu.

“Die neue Kombinationsbehandlung macht die Suchttherapie ein gutes Stück missbrauchsicherer”, erklärte Gabriele Fischer, Leiterin der Drogenambulanz, Suchtforschung und -therapie der Medizinuniversität Wien.

Der Hintergrund: Ein Problem von Medikamenten zur Therapie der Opiatabhängigkeit besteht darin, dass sie für den suchtspezifischen “Kick” zweckentfremdet werden können, wenn sie nicht, wie vorgeschrieben, oral eingenommen, sondern intravenös gespritzt werden.

Anders ist das bei der neuen Therapieoption: In einer Tablette (“Suboxone”) wird das Opioid Buprenorphin mit seinem Gegenspieler, dem Opioid-Antagonisten Naloxon, kombiniert. Das Zusammenspiel der beiden Substanzen ist raffiniert, beschrieb Gabriele Fischer: “Das Medikament entfaltet nur dann die gewünschte Wirkung, wenn man es, wie vorgesehen, unter der Zunge zergehen lässt, weil dann lediglich Buprenorphin aktiv wird.”

Wird die Tablette hingegen gespritzt oder gesnieft, werden die entscheidenden Opioid-Rezeptoren an den Nervenzellen vom biochemisch schneller wirkenden Naloxon besetzt und bewirken statt Suchtbefriedigung Entzugserscheinungen. “Damit ist die Substanzkombination für den Schwarzmarkt unattraktiv”, so die Expertin.

Ehemals war Methadon, das als Sirup in den Apotheken zur Substitution abgegeben wird, das am häufigsten verwendete Drogenersatzmittel. Es wirkt aber bei vielen Betroffenen stark dämpfend. Später kamen Tabletten mit 24 Stunden lang wirkendem retardierten Morphin. Sie landeten zum Teil auf dem Schwarzmarkt. Das österreichische Gesundheitsministerium propagierte deshalb Buprenorphin als Alternative zu Methadon. Doch Erfahrungen in Australien zeigten, dass die Abhängigen auch dieses Opiat injizierten. Dort verschwanden bis zu 70 Prozent des Buprenorphins im illegalen Handel, was schließlich zur Entwicklung es neuen Arzneimittels führte.

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