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Neues aus der Modewelt

Die Pariser Haute Couture klagt über Nachwuchssorgen in der Modewelt - YSL verabschiedet sich am Dienstag. Neue Impulse kommen von Jean-Paul Gaultier und Ji Haye.

Frankreichs Modewelt ist beunruhigt: Nach dem geplanten Abschied von Yves Saint Laurent bei den Pariser Defilees für die Frühjahr/Sommer-Kollektionen 2002 morgen, Dienstag, scheint es Nachwuchssorgen zu geben. Die renommierte Zeitung „Le Figaro“ titelte am Wochenende besorgt: „Wohin geht die Haute Couture?“ Die Antwort gab in einem Interview ein Insider: Bernard Arnault, zu dessen Luxus-Konzern die Couture-Häuser Christian Dior, Givenchy und Christian Lacroix gehören, entgegnete leicht pikiert: „Hat etwa die Malerei aufgehört zu existieren, als Matisse starb?“

Doch schon ziehen die nächsten dunklen Wolken auf. Valentino, zwar kein Haute-Couture-Vollmitglied, aber immerhin ein Name mit Glanz, steht im nächsten Jahr vor neuen Vertragsverhandlungen: Sein Modehaus gehört schon längst nicht mehr ihm, sondern der italienischen Hdp-Holding. Wenn Leute, die nichts von der Mode verstehen, ihm den Spaß nehmen wollen, könnte sich auch der Römer einen Abschied vorstellen.

Am Sonntagabend jedenfalls präsentierte er seine aktuelle Kollektion, die klassisch schön ist. Empire-Silhouetten mit nach oben verschobener Taille und Seidenschleifen bestimmen die Formen. Den Tag unterteilt Valentino in drei Farbthemen: in reines Weiß, Marine und Rot. Seine Cocktailkleider bekommen aufwendige Stickereien und Applikationen, die oft schulterfreien Abendroben Rückenschleppen oder Blütenmuster.

Hinter den großen Namen – das zeigen die am Mittwochabend zu Ende gehenden Defilees deutlich – klafft ein großes Loch. Zwar änderte die „Sittenwächterin der Haute Couture“, die Chambre Syndicale der la Couture Parisienne, 1992 die Teilnahmebedingungen, um das Feld aufzustocken, doch der Nachwuchs tut sich schwer.

Adeline Andre brachte nur 17 Modelle. Die Französin, deren Mode stets schwerelos wirkt, tupfte transparente und blickdichte Materialien übereinander, steckte Taschen darauf und heftete ihre Nähte punktuell. Hemdblusenkleider lassen sich Schicht für Schicht auseinander nehmen. „Zweifelsohne eine eigene Handschrift“, meinen Modebeobachter, nur mit der Zeit wirkten ihre Kollektionen austauschbar.

Auch Andres Landsmann Nicolas Le Cauchois sucht noch seinen Platz im elitären Haute-Couture-Zirkus. Seine Mode weist archaische Züge auf. Aufgeschlitzte Hosenbeine, gebauschte Säume und asymmetrische Kapuzenoberteile mischen sich mit eigenwilligen, aus Hölzern gefertigten Kopfbedeckungen und aufgesteckten Blättern.

Einzig Jean-Paul Gaultier scheint derzeit in der Lage, neue Impulse zu geben. Mit „Der König ist tot, lang lebe der König“, feierte Suzy Menkes von der „International Herald Tribune“ die Kollektion des Parisers vom Sonntag und erhob ihn gar zum Retter der Haute Couture.

Altmeister Emanuel Ungaro schwelgt wie gewohnt in satten Drucken. Paradoxerweise ließ er zu den Klängen von „It’s a mans world“ am Montag weibliche Modelle defilieren. Unter dem Grundthema Afrika nähte der Franzose italienischer Herkunft folkloristischen Schmuck auf kurze Westen, hüllte die Frauen in lange, oft hochgeschlitzte Seidenkleider- oder Röcke und entwarf prächtige Kimonojacken.

Die Koreanerin Ji Haye schließlich inspirierte sich an den Fußball-Weltmeisterschaften, die in diesem Jahr in ihrer Heimat und in Japan ausgetragen werden. Die sechseckigen Flächen des Lederballs tauchen als Leitmotiv der Kollektion auf bauschigen Ärmeln, flachen Hauben oder als Kontrast-Stickerei auf.

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