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Neuer Todes-Cocktail: Häftling wird Versuchskaninchen

Der 53-jährige Dennis McGuire wird das Versuchskaninchen für einen neuartigen Drogen-Cocktail.
Der 53-jährige Dennis McGuire wird das Versuchskaninchen für einen neuartigen Drogen-Cocktail. ©AP, dpa
Ein nicht getesteter neuer Todes-Cocktail soll am Donnerstag in den USA der Hinrichtung eines verurteilten Vergewaltigers und Mörders dienen. Der 53-jährige Dennis McGuire wird damit Teil eines "grausamen Experiments".

Diese Art von Exekution ist bei Kritikern stark umstritten. Die Anwälte des Todeskandidaten weisen daraufhin, dass ihr Mandant durch einen minutenlangen qualvollen Todeskampf gehen müsse und am Ende ersticken werde.

Eine neue Medikamentenmischung soll einem zum Tode verurteilten Häftling verabreicht werden. Ohio will als erster Bundesstaat der USA eine solche Exekution durchführen. Es handelt sich dabei um einen Mix aus dem Betäubungsmittel Midazolam und dem Schmerzmittel Hydromorphon, welcher in den USA noch nicht an Menschen getestet wurde. Auch kam die Mischung so noch nie zum Einsatz.

Versuchkaninchen für Drogen-Cocktail

Der verurteilte Dennis McGuire soll nun das Versuchskaninchen für den neuen Drogen-Cocktail spielen. Die umstrittene Exekution soll am Donnerstag im Staatsgefängnis von Ohio in Lucasville durchgeführt werden.

Grünes Licht für Hinrichtung

Der zuständige Bundesrichter Gregory Frost gab grünes Licht für die Hinrichtung. Er hatte sich von den Argumenten der Anwälte hinsichtlich der befürchteten Folgen nicht überzeugen lassen. Beweise dafür, dass der Medikamentenmix “ein erhebliches Risiko” darstelle und McGuire vor seinem Tod ernorme Schmerzen leiden werde, waren für Frost nicht ausreichend.

“Experiment in Sachen tödliche Injektion”

Frost bestätigte, dass es sich um ein “Experiment in Sachen tödliche Injektion” handle, merkte aber an: “Das Gesetz lehrt, dass es Ohio freisteht, seine Verfahren zur Durchführung der Todesstrafe zu erneuern und weiterzuentwickeln” – sofern das Verfahren nicht gegen die Verfassung verstößt. Im Falle des 53-jährigen McGuire hält Frost das Risiko für  “von der Verfassung gedeckt”.

Betäubungsmittel knapp

Aber warum gibt es überhaupt Experimente mit dem tödlichen Cocktail? In 32 der 50 Bundesstaaten in den USA wird die Todesstrafe vollstreckt. In der Regel werden Todeskandidaten bundesweit mit dem Betäubungsmittel Pentobarbital hingerichtet. Das Mittel, welches normalerweise zum Einschläfern von Tieren verwendet wird, war in mehreren Bundesstaaten allerdings knapp geworden. Der Grund: Die europäischen Herstellerfirmen weigern sich, weiter Barbiturate für Exekutionen in den USA zu liefern. Konsequenterweise suchen die US-Behörden nach neuen tödlichen Kombinationen.

Nur zwei Medikamente im Giftcocktail

Neuartige Mittel wurden bereits im Vorjahr in mehreren Bundesstaaten eingesetzt, doch bei dem Drogen-Cocktail in Ohio handelt es sich um eine Mischung aus nur noch zwei statt bisher drei Medikamenten. Dies ist der Grund dafür, weshalb die Hinrichtung als umstritten gilt.

Bei der “humanen Hinrichtung” wurde den Häftlingen bisher zunächst ein Narkosemittel verabreicht, auf das ein Mittel folgte, welches die Körpermuskeln lähmen soll. Anschließend sollte das dritte Medikament den Herzschlag stoppen. Der Hinrichtungsprozess sollte nicht länger als zwei Minuten dauern.

“McGuire wird vermutlich wieder aufwachen”

In einem Gerichtsgutachten der Anwälte von McGuire heißt es: “Die geplante Dosis reicht nicht aus, McGuire richtig zu betäuben.” David Weisel, Professor für Anästhesie an der Harvard Universität, hat das Gutachten für die Verteidigung erstellt. Laut dem Experten wird der Häftling einen schrecklichen Tod erleiden. “McGuire wird nicht friedlich einschlafen, sondern vermutlich wieder aufwachen und ein erschreckendes Gefühl empfinden, nicht mehr atmen zu können.” Weisel spricht von “Lufthunger”, der verzweifelte Kampf vor dem Erstickungstod. So wird das Phänomen in der Fachwelt bezeichnet.

“Kein Anspruch auf schmerzfreien Tod”

“Egal, wie man zum Thema Todesstrafe steht, einem sollte jeder zustimmen: Die Gesellschaft sollte nicht auch noch wollen, dass der Hingerichtete zusätzlich leidet. Der Tod ist genug an Strafe”, mahnt Waisel. Thomas Madden, der zuständige Staatsanwalt in Ohio, scheint diese Meinung nicht zu teilen. In einer Anhörung  erklärte er vor Gericht: “Niemand hat einen Anspruch auf eine völlig schmerzfreie Hinrichtung.”

Tod durch die Giftspritze

Dennis McGuire war 1989 wegen Vergewaltigung und Mordes an Joy Stewart in Preble County, östlich der Metropole Indianapolis im Bundesstaat Indiana, zum Tode durch die Giftspritze verurteilt worden. Die 22-Jährige war im achten Monat schwanger gewesen. (red)

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