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Neuer Satellit soll aus dem Weltall vor Unwetter warnen

Start des "MSG-3" vom Weltraumbahnhof in Kourou in Französisch-Guayana
Start des "MSG-3" vom Weltraumbahnhof in Kourou in Französisch-Guayana ©EPA
Erst gebannte Stille, dann erlösender Applaus. Als Europa einen neuen Wettersatelliten ins Weltall schießt, schauen die Mitarbeiter der Europäischen Organisation zur Nutzung von meteorologischen Satelliten (Eumetsat) in Darmstadt wie gebannt auf große Bildschirme.

Zu sehen ist der Start ihres “MSG-3” vom Weltraumbahnhof in Kourou in Französisch-Guayana. In den letzten 30 Sekunden vor dem Abheben der Trägerrakete “Ariane-5” am Donnerstagabend um 23.36 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit herrschte völlige Stille, dann brandete Jubel auf.

Europa hat einen Satelliten der zweiten Generation – einen Meteosat Second Generation (MSG) – für die Vorhersage extremer Wetterlagen wie Stürme und Dürren losgeschickt. “Damit werden wir eine höhere Sicherheit für kurzfristige Wetterwarnungen haben”, sagte Eumetsats Satelliten-Direktor Mikael Rattenborg. “MSG-3” soll einen seiner Vorgänger ersetzen.

Aus 36.000 Kilometern Höhe beobachtet

Europa, Afrika und der Nordatlantik werden aus einer Höhe von 36.000 Kilometern beobachtet. Die Satelliten können alle 15 Minuten ein komplettes Bild liefern, im Extremfall für einen kleineren Ausschnitt sogar alle fünf Minuten. Sie sind schneller und besser als die erste Satelliten-Generation. Die Aufpasser können jetzt sogar einen Vulkanausbruch erkennen. Sie sind ein gemeinsames Projekt von Eumetsat und der Europäischen Weltraumagentur Esa, deren Kontrollzentrum Esoc in Darmstadt fast benachbart zu Eumetsat ist. Ihre Daten schicken die Satelliten zu Eumetsat. Genutzt werden die Informationen von Meteorologen und nationalen Wetterdiensten.

“MSG-3” soll nach zehn Tagen seine geostationäre Umlaufbahn erreichen. Diese ersten Tage hat das Esa-Kontrollzentrum in der Hand. “Diese Startphase ist besonders kritisch, bis die Satelliten an ihrem Platz ausgesetzt sind”, sagte Esa-Direktor Thomas Reiter. Am Freitag war “MSG-3” nach Plan unterwegs.

Daten für eine gute Ernte

Die Satelliten liefern auch Daten für die besten Tage der Ernte, ob es schön wird und gegrillt werden kann. Ganz oben auf der Liste stehen aber Warnungen für Unwetter und Gefahren für den Luftverkehr. “Flughäfen können kurzfristig reagieren”, sagte Rattenborg.

Wichtige Teile des neuen Wettersatelliten stammen aus Österreich. Das Unternehmen RUAG Space in Wien zeichnet für die Entwicklung und den Bau einer für den Erfolg der Mission wichtigen Elektronikeinheit, die sogenannte Pyro-Release Unit, verantwortlich. Diese Elektronik steuert kurz nach Erreichen der vorgesehenen Satellitenbahn das Entfernen von Sicherheitsverschlüssen und Fixierelementen der Satellitenantriebe und des Hauptinstruments an Bord von MSG.

Dritte Generation geplant

Eumetsat betreibt gegenwärtig aus der zweiten Satelliten-Generation “Meteosat-8” und “Meteosat-9”. “MSG-3” ist die Nummer 10, der dritte Satellit in dieser Reihe. Er wird vermutlich für “Meteosat-8” einspringen. Die Gesamtkosten der aus vier Satelliten bestehenden Reihe ist auf 2,2 Milliarden Euro veranschlagt. Die erste Meteosat-Generation startete 1977, die zweite 2002.

“Von der ersten zur zweiten Generation geschah ein Quantensprung”, sagte Claudia Ritsert-Clark von Eumetsat. Eine dritte Generation ist schon geplant. Sie soll von 2018 an schrittweise zum Einsatz kommen und die Wettervorhersage noch einmal revolutionieren.

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