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Neuer Prozess gegen Wiener IS-Terrorist Lorenz K.

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Der Wiener IS-Terrorist Lorenz K. steht erneut vor Gericht. Der gebürtige Wiener soll einen Mithäftling nicht nur genötigt, sondern auch sexuell missbraucht haben. Dafür ist allerdings ein Schöffensenat zuständig.
IS-Terrorist drohte mit dem Köpfen

Der als IS-Terrorist rechtskräftig zu neun Jahren Haft verurteilte Lorenz K., der im Gefängnis eine Terrorzelle gebildet haben soll, hat sich am Dienstag im Grazer Straflandesgericht wegen versuchter Nötigung verantworten müssen. Er soll einem Mithäftling gedroht haben, ihm den Kopf abzuschneiden und zu vergewaltigen. Nach neuen Vorwürfen verkündete der Richter ein Unzuständigkeitsurteil.

Der 21-Jährige soll laut Strafantrag im Mai den um sechs Jahre älteren Gefangenen afghanischer Abstammung genötigt haben, weil Lorenz K. annahm, dieser habe ihn bei der Justizwache "verpfiffen". Er soll seinem Mithäftling gesagt haben: "Wenn du ein Mann bist, dann komm in meinen Haftraum. Ich mache dich fertig, ich schneide dir den Kopf ab, weil ich ein Terrorist bin. Du bist kein richtiger Muslim." Lorenz K. soll dem 27-Jährigen darüber hinaus gedroht haben, ihn beim Duschen zu vergewaltigen.

Wiener bestritt die Vorwürfe

Der gebürtige Wiener bestritt die Vorwürfe, bekannte sich nicht schuldig und meinte: "Er wollte mich nur provozieren." Das Opfer habe ihm einen Faustschlag versetzt und nicht umgekehrt. Das alles sei auf den Kameraaufzeichnungen auch zu sehen. Nie sei er im Haftraum des Afghanen gewesen und ansonsten habe es immer Zeugen gegeben.

Der 27-jährige Afghane blieb bei der Version, die er zuvor bei den Vernehmungen angegeben hatte. Mögliches Motiv könnte sein, dass er seit zehn Jahren kein Muslim mehr sei, sondern Atheist. "Er bot mir an, er hilft mir den Koran zu lesen und wieder Muslim zu werden, aber ich sagte nein, weil ich stehe zu meiner Entscheidung." Daraufhin habe ihn Lorenz K. als "Pussy" beschimpft und so entwickelte sich in Folge die Auseinandersetzung.

Mithäftlinge hatten Angst vor Robert. K

Andere Mithäftlinge hätten geschwiegen, weil sie vor Lorenz K. Angst hätten, so das Opfer. Und dann erzählte er dem Richter von einer weiteren Sache: "Die habe ich noch niemanden gesagt, weil es mir peinlich ist." Ein paar Tage vor den inkriminierten Äußerungen soll Lorenz K. ihn sexuell missbraucht haben. "Ich schlief und wurde davon wach", schilderte der 27-Jährige dem Richter mit erkennbarem Unbehagen. Als er ihn gefragt habe, was er da mache, habe Lorenz K. nur gelacht und gemeint, dass er noch nicht mit ihm fertig sei.

Der Verteidiger von Lorenz K., Anwalt Wolfgang Blaschitz, fragte den Afghanen, warum er bisher noch nie jemandem davon erzählt habe. "Ich wollte es damals beim Strafreferat sagen und hatte es auf einen Zettel geschrieben, aber ich habe ihn dann weggeschmissen." Seither habe er versucht, den Vorfall zu vergessen, weil es ihm peinlich sei.

Gericht nicht zuständig

Die Staatsanwältin weitete daraufhin die Anklage aus: Gegen den 21-Jährigen wird nun auch wegen des Verdachts des sexuellen Missbrauchs einer wehrlosen Person ermittelt. Der Beschuldigte bestritt die Vorwürfe: "Das ist krank."

Der Richter sprach ein Unzuständigkeitsurteil. Nun wird das Ermittlungsverfahren erneut aufgenommen. Nach einer möglichen neuen Anklage wegen sexuellen Missbrauchs würde vor einem Schöffensenat statt einem Einzelrichter verhandelt.

(APA/red)

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