Wortkarg, nüchtern und verbindlich – mit diesen Worten beschreiben Niederländer ihren noch amtierenden Außenminister Jaap de Hoop Scheffer. Der 55 Jahre alte Christdemokrat hat sich seit Mai vorigen Jahres in seinem Regierungsamt nicht durch politisches Feuerwerk hervorgetan oder gar ins Scheinwerferlicht gedrängt. Zugleich aber hinterließ der Berufsdiplomat auf internationalem Parkett den Eindruck grundsolider Zuverlässigkeit.
Dabei schien seine Karriere noch vor zwei Jahren im heimatlichen Den Haag in der Sackgasse gelandet zu sein. Gerade weil er als Oppositionsführer im Parlament zu wenig Biss gezeigt haben soll, wurde er als Partei- und Fraktionschef abgelöst. „Schade, er ist halt kein mitreißender Kämpfer“, sagten Parteifreunde damals. Sie trauten dem nüchternen Juristen mit seinem Bemühen um Ausgleich unterschiedlicher Interessen nicht zu, dass er die Christdemokraten wieder in die Regierungsverantwortung zurück führen wurde. Dies gelang Jan Peter Balkenende, dem heutigen Ministerpräsidenten. Er holte den erfahrenen De Hoop Scheffer überraschend ins Außenamt.
Der transatlantische Konflikt über den Irakkrieg bot ihm die entscheidende Gelegenheit, seine Qualitäten unter Beweis zu stellen. Der Politiker mit dem Ruf des „Atlantikers“ trat für politische Unterstützung der USA ein – aber in einer Weise, die selbst europäische Gegner der US-Politik nicht gegen den Niederländer aufbrachte. Zugleich trat er dafür ein, dass Europas Stimme international stärker gehört wird. Und er erwarb sich diesseits und jenseits des Atlantiks Achtung mit seinem Auftreten als Vorsitzender der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE). Der Niederländer präsentierte sich als Minister nicht zu europäisch und nicht zu amerikanisch, bescheinigten ihm die Medien ideale Voraussetzungen für den NATO-Chef.
De Hoop Scheffer kehrt im NATO-Amt jetzt auf ein Arbeitsgebiet zurück, das er als Diplomat seines Landes schon vor drei Jahrzehnten kennen lernte. Als Generalsekretär ist er der dritte Niederländer in der Geschichte des Bündnisses. Der Politiker, der nach eigenem Bekunden im Streit das Florett dem Hammer vorzieht, verspricht einen anderen Stil als seine Landsleute Dirk Stikker (1961-1964) und vor allem als der eher „barocke“ Joseph Luns (1971-1984).
Als Eigenschaft, die De Hoop Scheffer besonders auszeichnet, hat der frühere niederländische Außenminister und ehemalige EU-Kommissar Hans van den Broek dessen Fähigkeit hervorgehoben, sich geschickt auf delikatem Terrain bewegen, buchstäblich auf Eiern laufen zu können. „Zum Glück ist Jaap ein ausgezeichneter Eierläufer“, zitierte „de Volkskrant“ am Montag seinen einstigen Chef. Jaap de Hoop Scheffer war einmal sein persönlicher Sekretär.
Im Folgenden eine Liste der bisherigen Generalsekretäre des Nordatlantischen Bündnisses.
1952-1957 Hastings Lionel Ismay (Großbritannien)
1957-1961 Paul Henri Spaak (Belgien)
1961-1964 Dirk Uipko Stikker (Niederlande)
1964-1971 Manlio Giovanni Brosio (Italien)
1971-1984 Joseph Luns (Niederlande)
1984-1988 Peter Carrington (Großbritannien)
1988-1994 Manfred Wörner (Deutschland)
1994-1995 Willy Claes (Belgien)
1995-1999 Javier Solana (Spanien)
1999-2003 George Robertson (Großbritannien)
2003- Jaap de Hoop Scheffer (Niederlande)