Deswegen habe er auch nicht dem Drängen vor allem europäischer Diplomaten nachgegeben, sich bei seinem Besuch auf der Insel ungeplant mit Dissidenten zu treffen. Das erklärte Ziegler am Dienstag in Genf.
Er war der erste UN-Beobachter, der seit 20 Jahren wieder nach Kuba einreisen durfte. Er hatte die Insel vom 28. Oktober bis zum 6. November besucht und zahlreiche – auch von ihm ausgesuchte – öffentliche und wirtschaftliche Einrichtungen, darunter sogar Gefängnisse, besichtigt. Castro hatte am 31. Juli 2006 krankheitsbedingt die Führung des Landes seinem Bruder Raúl übergeben.
Dem Schweizer Soziologieprofessor war von amerikanischer Seite Anti-Amerikanismus und von Menschenrechtsorganisationen wie UN Watch Missbrauch seines Mandates vorgeworfen worden. Das Verlangen, ihn heimlich mit Dissidenten zusammen zu bringen, sei absurd gewesen, sagte Ziegler. Sein Programm sei sorgfältig mit der kubanischen Regierung ausgearbeitet worden, und er habe es respektieren müssen. Es wäre von mir unverantwortlich gewesen, wenn ich diese Offenheit – bei allem Verständnis für die menschliche Lage – infrage gestellt hätte. So habe ihm der kubanische Außenminister Felipe Roque zugesagt, dass Kuba weitere UN-Beobachter einladen werde. Kuba sei danach auch bereit, weitere UN-Vereinbarungen, wie etwa das Recht auf bürgerliche und politische Rechte, zu unterschreiben.
Der Schweizer sagte, Interimspräsident Raul Castro habe angesichts der steigenden Weltpreise für Nahrungsmittel eine nationale Debatte über die Verbesserung der landwirtschaftlichen Produktion in Gang gebracht. Ein Reformplan könne voraussichtlich in den nächsten Monaten umgesetzt werden. Ziegler will seinen Bericht im März dem UN- Menschenrechtsrat in Genf vorlegen.
Die Einladung Kubas ist die erste seit den 80er Jahren für einen Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen zu einer Inspektionsreise. Kuba hatte sich seit rund zwei Jahrzehnten geweigert, mit der UNO bei Fragen der Menschenrechte zusammen zuarbeiten, weil es regelmäßig von der alten Menschenrechtskommission wegen angeblicher Verletzung dieser Rechte verurteilt wurde. Der UN-Menschenrechtsrat hatte aber im Frühjahr Weißrussland sowie Kuba von der Liste der ständig unter Beobachtung stehenden Staaten gestrichen.