Neuer Anschlag in Südafghanistan - Karzai zurück in Kabul

“Der Präsident (…) hat aufgrund der Terroranschläge seinen geplanen Besuch in Großbritannien abgesagt”, hieß es in einer Erklärung des Präsidentenpalastes. Bei dem Selbstmordanschlag während des Ashura-Festes waren in einem schiitischen Schrein in der Altstadt von Kabul am Dienstag fast 60 Menschen getötet und etwa 130 verletzt worden. Im nordafghanischen Masar-i-Sharif hatte es bei einem weitere Sprengstoffanschlag in der Nähe einer schiitischen Moschee vier Tote gegeben.
Am Mittwoch explodierte ein am Straßenrand versteckter Sprengsatz in der südlichen Unruheprovinz Helmland, als ein Kleinbus vorbeifuhr, wie ein Sprecher des Gouverneurs sagte. Ein Kommandant der Sicherheitskräfte in der Provinz gab die Zahl der Opfer mit 19 an. Unter den Toten waren nach Angaben des Behördensprechers Frauen und Kinder. Sie waren demnach auf dem Weg von der Provinzhauptstadt Lashkar Gah in den Bezirk Sangin gewesen. Selbstgebaute Sprengsätze sind die bevorzugte Waffe der radikalislamischen Taliban im Kampf gegen die Soldaten der NATO-Truppe ISAF.
Pakistanische Extremistengruppe bekannte sich zu Anschlag
Zu den Taten vom Dienstag hatte sich die aus Pakistan operierende sunnitische Extremistengruppe Lashkar-e-Jhangvi al-Alami bekannt. Die radikal-islamischen Taliban hatten jede Verantwortung zurückgewiesen. Für den Anschlag am Mittwoch machten die Behörden radikal-islamische Taliban verantwortlich.
US-Bürger unter den Opfern
Wie die US-Botschaft in Kabul am Mittwoch mitteilte, ist unter den Todesopfern des Anschlags in Kabul auch ein US-Staatsbürger. Der Mann habe sich privat in Afghanistan aufgehalten und sei kein Mitarbeiter der Regierung gewesen. Die Botschaft sei mit den Angehörigen in Kontakt. Zahlreiche Opfer wurden bereits wenige Stunden nach den Anschlägen der islamischen Traditionen entsprechend beigesetzt. Nach Polizeiangaben verliefen die Trauerzüge zunächst friedlich.
Gezielte Angriffe bisher selten
Die Anschläge hatten weltweit für Entsetzen gesorgt, da gezielte Angriffe gegen die schiitische Minderheit in Afghanistan anders als im Nachbarland Pakistan oder im Irak bisher äußerst selten waren.
Lashkar-e-Jhangvi al-Alami hatte allerdings bereits in der Vergangenheit in Pakistan immer wieder Attentate auf religiöse Minderheiten wie Schiiten und Mitglieder der Ahmadiyya-Minderheit mit Hunderten Toten verübt. Die Terrororganisation gilt als Splittergruppe der in den 1980er Jahren gegründeten Gruppe Lashkar-e-Jhangvi. Pakistans Ex-Präsident Pervez Musharraf hatten die militante Sunniten-Organisation im Jahre 2002 als terroristische Vereinigung verboten.
(APA)