AA

Neuer Anlauf im Justizfall der Menendez-Brüder

Die beiden Menendez-Brüder während eines Prozesses in Los Angeles 1992.
Die beiden Menendez-Brüder während eines Prozesses in Los Angeles 1992. ©APA/AFP
Könnten die zwei Brüder nach 35 Jahren in Haft durch Revidieren des Urteils bald auf Bewährung freikommen? Ein kalifornischer Richter hat ihre Haftstrafe reduziert und eröffnet ihnen somit die Möglichkeit auf eine vielleicht frühzeitige Entlassung.

Der schreckliche Fall, welcher durch die Netflix-Dokumentation "Die Brüder Menendez" internationales Aufsehen erlangt hatte, wird seit Mitte April wieder neu verhandelt. Grund dafür ist ein Antrag auf Strafmilderung, durch den ein kalifornischer Richter die Strafen der beiden zu lebenslanger Haft ohne Bewährung auf 50 Jahre bis lebenslänglich reduzierte. Ob die Brüder bereits im Juni entlassen werden könnten, muss der Bewährungsausschuss entscheiden.

Eltern mit Schrotflinte erschossen

Im August 1989 kam es in Beverly Hills zu einem tödlichen Vorfall: Die Brüder Erik und Lyle Menendez, damals 21 und 18 Jahre alt, gaben insgesamt 15 Schüsse mit Schrotflinten auf ihre Eltern ab. Nach der Tat verließen sie das Haus, entsorgten die Tatwaffen und fuhren zu einer Gastronomiemesse in Los Angeles. Der Messebesuch sollte ihnen ein Alibi verschaffen. Nach ihrer Rückkehr verständigten sie den Notruf.

Ermittlungen und erste Prozesse

Im Jahr 1990 wurden die Brüder verhaftet. 1993 begannen getrennte Strafprozesse. Die Tat rief großes öffentliches Interesse hervor. Die Verteidigung gab an, dass beide Brüder seit dem sechsten Lebensjahr sexuellen Missbrauch durch ihren Vater erlebt hätten. Ihre Mutter sei untätig geblieben. Eskaliert sei die Situation, als Erik erfahren habe, dass auch Lyle noch im Alter von 18 Jahren betroffen gewesen sei.

Argumentation der Anklage

Die Anklage bezweifelte die Missbrauchsvorwürfe. Stattdessen verwies sie darauf, dass die Brüder innerhalb von sechs Monaten nach dem Tod ihrer Eltern rund eine Million US-Dollar aus dem Erbe ausgegeben hätten. Der Tat sei demnach Habgier zugrunde gelegen. Der erste Prozess endete ohne Schuldspruch. 1996 fand ein zweites Verfahren statt, diesmal gemeinsam gegen beide Angeklagten. In diesem Verfahren wurden nicht alle Beweismittel zur Missbrauchsthematik zugelassen.

Mugshot von Lyle (rechts) und Erik (links) vom 10. Oktober 2024 ©APA/AFP

Lebenslange Haft und privates Leben in der Strafanstalt

Das Gericht verurteilte Erik und Lyle Menendez zu lebenslanger Haft ohne Möglichkeit auf vorzeitige Entlassung. Während seiner Haftzeit heiratete Lyle zweimal. Die zweite Ehe wurde im Vorjahr geschieden. Erik ist seit 1999 mit seiner Ehefrau Tammi verheiratet.

Öffentliche Debatte und Kritik am Verfahren

Im Laufe der Verfahren wurden kritische Stimmen laut. So wurde berichtet, dass zu Beginn der 1990er-Jahre häufig infrage gestellt wurde, ob auch Männer oder Jungen Opfer sexueller Gewalt sein könnten. Eine stellvertretende Bezirksstaatsanwältin äußerte in diesem Zusammenhang, Männern würden die "Voraussetzungen" dafür fehlen. Eine spätere Aussage einer Geschworenen deutete darauf hin, dass männliche Jury-Mitglieder homophobe Bemerkungen über die Angeklagten gemacht hätten. Es wurde spekuliert, dass ein anderes Urteil möglich gewesen wäre, wenn Frauen auf der Anklagebank gesessen hätten.

Neue Hinweise und reduzierte Haftstrafe

Ende 2024 wurde ein Brief öffentlich, den Erik Monate vor der Tat verfasst hatte. Darin beschreibt er den angeblichen Missbrauch. Dieser Hinweis führte zu einer Neubewertung des Strafmaßes. Die lebenslange Haftstrafe ohne Aussicht auf Entlassung wurde in eine Freiheitsstrafe von 50 Jahren bis lebenslang umgewandelt. Damit besteht nun die Möglichkeit einer vorzeitigen Entlassung auf Bewährung. Teile der Familie, darunter Tanten und Onkel, unterstützen diesen Schritt.

(VOL.AT)

  • VIENNA.AT
  • Chronik
  • Neuer Anlauf im Justizfall der Menendez-Brüder
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen