Brandstetter äußerte sich nicht zum Weisungsrecht. Er wartet, wie er mehrfach erklärte, auf den Vorschlag der Arbeitsgruppe, die nächste Woche zum letzten Mal zusammentritt. Dieser wird, ist schon bekannt, auf Beibehaltung der politischen Weisungsspitze lauten, aber mit einem neuen Weisungsbeirat für die Fach- und Dienstaufsicht.
Dieses Modell begrüßt Marek. Dass schon so lange über das Weisungsrecht diskutiert werde zeige, dass es “keine auf der Hand liegende bessere Lösung” gebe. Ein unabhängiger Weisungsbeirat wäre ein “weiterer Beweis für das parteiunabhängige Agieren” der Staatsanwälte – das Marek hervorstrich: Parteipolitik habe ihm Ermittlungsverfahren “keinen Platz”, Nähe zu einer Partei bedeute keinen Nachteil, aber auch keinen Vorteil.
Als “ernst und nicht leicht”, mit “extrem großer” Verantwortung versehen, erachtet Marek ihre neue Aufgabe – und präsentierte sich recht selbstwusst: Die Menschen könnten von ihr Objektivität, Sachlichkeit, Einsatzbereitschaft, Gesetzestreue und Fachbildung erwarten.
Justizminister Brandstetter lobte die neue Leiterin der größten staatsanwaltschaftlichen Behörde (zuständig für mehr als die Hälfte aller Staatsanwälte Österreichs) ausführlich – hatte doch im Vorfeld der SPÖ-Justizsprecher Zweifel an ihrer Fachkompetenz geäußert. Diese habe sie in früheren Funktionen im Justizministerium, als jüngste Generalanwältin und jüngste Hofrätin des OGH “bereits mehrfach bewiesen”. Marek sei eine “würdige Nachfolgerin” des in die Generalprokuratur gewechselten Wolfgang Pleischl – und “zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort” angekommen.
Der Justizminister erachtet Marek für rundum geeignet, zur “Qualitätsoffensive” beizutragen und die anstehenden Herausforderungen zu meistern: Offene Großverfahren möglichst rasch zum Abschluss zu bringen, jungen Mitarbeitern die nötige fachliche Unterstützung zukommen zu lassen und die Zusammenarbeit zwischen der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft und den anderen Staatsanwälten zu koordinieren. Ein offenes Ohr zeigte er für Mareks Wunsch nach Außenstellen der WKStA in anderen Bundesländern.
Ein Plädoyer für ein gemeinsames geschlossenes Vorgehen der Justiz bei medialer Kritik hielt Gerhard Jarosch, der Chef der Staatsanwältevereinigung – in Erinnerung an die Angriffe gegen Staatsanwalt Hans-Peter Kronawetter, weil Namen zweier Anzeiger einer Neonazi-Homepage weitergegeben wurden. Ein “Qualitätsschub” könne nur in Gang gesetzt werden, wenn die Justiz in solchen Fällen “mit einer Stimme nach außen redet” – und nicht einzelne ohne nähere Befassung mit der Sache “den Skandal noch größer machen”.
Zu Mareks Amtseinführung in den Justizpalast waren hochrangige Angehörige der (von Brandstetter so titulierten) “lieben Justizfamilie” aus ganz Österreich gekommen. Mareks Stellvertreter Michael Klackl konnte u.a. den OGH-Präsident Eckart Ratz, die VfGH-Vizepräsidentin Brigitte Bierlein, Justizministeriums-Sektionschef Christian Pilnacek, die meisten Oberlandesgerichts-Präsidenten und Leiter der Oberstaatsanwaltschaften, Rechtsanwälte-Präsidenten Rupert Wolff oder Justiz-Gewerkschaftschef Christian Haider begrüßen.