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Neue Ölflut hat Spaniens Atlantikküste erreicht

Knapp zwei Wochen nach dem Untergang des Tankers „Prestige“ im Atlantik hat eine neue Ölflut die Nordwestküste Spaniens erreicht.

Die ersten Ausläufer eines riesigen Ölteppichs verseuchten am Sonntag mehrere Strände in der Region Galicien.

Der Hauptteil der Massen trieb nach Angaben von Vize-Regierungschef Mariano Rajoy 19 Seemeilen (35 Kilometer) vor der Küste im Atlantik. Er bedrohte vor allem die Kaps von Tourinan und Finisterre, die bereits von der vorigen Ölpest vor zwei Wochen besonders stark betroffen waren. Das deutsche Spezialschiff „Neuwerk“ musste am Sonntag wegen schlechten Wetters den Versuch abbrechen, weiter Öl aus der See abzupumpen.

Zehntausende von Spaniern protestierten am Sonntag in der galicischen Regionalhauptstadt Santiago de Compostela gegen angebliche Fehler der Regierung beim Kampf gegen die Verschmutzung. Die Demonstranten verlangten den Rücktritt der zuständigen Minister und die Erklärung der Küste zum Katastrophengebiet.

Zu der Kundgebung hatten die Bürgerinitiative „Nunca Mais“ (Nie Wieder), die Parteien der Linksopposition und die Gewerkschaften aufgerufen. Die Polizei bezifferte die Zahl der Teilnehmer auf 17.000, die Veranstalter sprachen von bis zu 200.000. In anderen spanischen Städten gab es kleinere Kundgebungen.

Spanien zwang in der Nacht zum Sonntag erstmals einen als unsicher eingestuften Tanker unter maltesischer Flagge zum Verlassen seiner Gewässer. Wie Ministerpräsident Jose Maria Aznar mitteilte, wurde damit zum ersten Mal das Übereinkommen angewandt, auf das Spanien und Frankreich sich am vorigen Dienstag verständigt hatten.

An einzelnen Stellen der galicischen Küste waren mit bloßem Auge Ölflächen im Meer zu erkennen. Die Behörden warnten Schaulustige davor, sich an den Stränden dem giftigen Ölschlamm zu nähern. Es war eigentlich erwartet worden, dass der große Teppich von 9.000 Tonnen Öl am Wochenende an Land geschwemmt würde.

Drehende Winde und eine Strömung im Meer trugen jedoch dazu bei, dass die Prognose zunächst nicht eintraf. Zudem konnte mit Barrieren verhindert werden, dass Öl in geschützte Buchten eindrang. Sorge bereitete die Möglichkeit, das Öl könne die Flussmündung von Arousa erreichen, wo es die größten Muschelbänke Europas gibt.

Mittlerweile wurden mehr als 600 verendete oder ölverschmierte Seevögel eingesammelt. Dies sei aber nur die Spitze des Eisbergs, meinten Naturschützer. Von der Ölpest seien bis zu 15.000 Vögel betroffen.

Am Sonntag lief das französische Spezial-U-Boot „Nautile“ im Hafen von Vigo im Nordwesten Spaniens ein. Es sollte, sobald die Witterungsbedingungen es erlaubten, den Zustand der „Prestige“ untersuchen. Das Wrack des Tankers liegt in 3.500 Meter Tiefe auf dem Meeresgrund. In seinen Tanks befinden sich noch über 50.000 Tonnen Öl. Nach verschiedenen Berichten soll weiterhin Öl aus dem Wrack ins Meer strömen. Die spanische Regierung wies dies jedoch stets als unzutreffend zurück.

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