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Neue ÖVP-Kultursprecherin Maria Fekter: "Ich bin kein Frusthaufen"

Maria Fekter: "Ich bin kein Repräsentationstyp, ich bin eine Gestaltungspolitikerin"
Maria Fekter: "Ich bin kein Repräsentationstyp, ich bin eine Gestaltungspolitikerin" ©APA
Mit der Ankündigung, als ÖVP-Kultursprecherin künftig "nur mehr Wohlfühltermine wahrnehmen" zu wollen, hat die ehemalige Finanzministerin Maria Fekter im Dezember für Empörung in der Kulturszene gesorgt.

Das erste Interview in ihrer neuen Funktion gab sie heute der APA.

APA: Frau Fekter, Sie gelten als Politikerin, die gut austeilen, aber auch gut einstecken kann. Kürzlich sind Sie aber durch einen Skiunfall außer Gefecht gesetzt worden. Alles gut verheilt?

Maria Fekter: Dieser Schlüsselbeinbruch hat zu einer Entschleunigung meines Lebens geführt. Das war eine angenehme Nebenerscheinung. Ich bin operiert, habe eine Metallplatte bekommen. Damit ist das alles stabilisiert. Ich bin voll bewegungsfähig, und es geht mir gut.

APA: Sie haben ihr Büro als Finanzministerin nicht ganz freiwillig geräumt. Es heißt, es sei dabei Tabula rasa gemacht worden, wie sonst nur gegenüber Nachfolgern, die einer anderen Partei angehören. Manche sehen darin eine kleine Racheaktion.

Fekter: Das ist eindeutig falsch. Das Problem zu Beginn war, dass die EDV des Außenamtes nicht kompatibel war mit jener des Finanzministeriums. Es war alles vorhanden und verfügbar. Ich habe keinerlei Akten weggeräumt. Ich weiß nicht, wer da falsche Dinge gestreut hat. Richtig ist aber, dass die Mitarbeiter meines Kabinetts nicht vom Kabinett des Herrn Finanzministers übernommen wurden.

APA: Anlässlich der Amtsübergabe haben Sie den Satz gesagt, sie würden ab sofort als Kultursprecherin nur noch “Wohlfühltermine” wahrnehmen. Daraufhin hagelte es Kritik aus der Kulturbranche bis hin zu Rücktrittsaufforderungen. Haben Sie den Sager mittlerweile bereut – oder dient er Ihnen als Positionierung auf einem für Sie neuen Terrain?

Fekter: Ich habe dabei gelernt, dass ein Politiker sich per se nicht wohlfühlen darf. Diese Freude kann ich aber all’ den Kritikern nicht machen. Ich bin ein positiv denkender Mensch. Ich bin kein Frusthaufen oder sonst irgendwie verbissen. Es hat signalisiert, dass ich auch mein Engagement für die Kultur mit Leidenschaft entwickeln werde. Engagement und Freude an der Arbeit war noch nie ein Fehler.

APA: Aber Sie wissen natürlich, warum es die Aufregung gab: Viele Kulturschaffende empfinden ihre eigene Situation eben nicht zum Wohlfühlen, sondern als existenziell gefährdet.

Fekter: Ich war überrascht, wie vorurteilsbeladen diese Reaktionen gekommen sind. Alle, die meine politische Arbeit bisher verfolgt haben, wissen: Ich bin kein Repräsentationstyp, ich bin eine Gestaltungspolitikerin. Ich will was weiterbringen. Ich will etwas zum Besseren verändern. Im Hinblick auf Kunst und Kultur steht da einiges an.

APA: Der Vorsitz des Kulturausschusses soll per Münzwurf entschieden worden sein. Wurde im ÖVP-Klub um den Kultursprecherposten auch gelost, oder wollten Sie ihn?

Fekter: Den habe ich mir gewünscht und ihn bekommen. Kunst und Kultur habe ich bisher beruflich als Justizausschussvorsitzende und Justizsprecherin im Zusammenhang mit dem Urheberrecht mehr als 14 Jahre intensiv begleitet. Alle Novellen des Urheberrechts habe ich als Ausschussvorsitzende mitverhandelt.

APA: Das heißt, Sie erleiden jetzt keinen Kulturschock?

Fekter: Nein, ganz im Gegenteil. Das aktive Engagement in der Kultur ist eine Folge dessen, was ich bisher gemacht habe. Ich wollte überall dort, wo ich als Ministerin tätig war, keine aktive Klubfunktion übernehmen – denn ich bin kein Muppet, der erste Reihe fußfrei aus der Loge seine Kommentare über die Nachfolger abgibt. Das halte ich für unpassend. Daher habe ich mir von meinem vom Know-how her jetzt dieses Feld gewünscht. Abgesehen von meinem privaten Engagement für Kunst und Kultur. Aber es ist irrelevant, was mir gefällt. Kulturpolitik ist unabhängig von der eigenen Befindlichkeit zu machen.

APA: Als Finanzministerin haben Sie zuletzt auch im Bereich der Kultur gestaltet – und gerieten in die Kritik. Es hieß, sie hätten das Winterpalais des Prinzen Eugen wesentlich teurer renoviert als vergleichbare Museen und die Bespielung freihändig dem Belvedere übertragen. Ist das optimal gelaufen?

Fekter: Auch das ist eine falsche, vorurteilsbeladene Fehlinterpretation. Die Vergabe an das Belvedere ist hier im Hohen Haus per Gesetz einstimmig beschlossen worden. Sorgsamer kann man gar nicht vorgehen. Es ist richtig, dass die Renovierungskosten diese Juwels sehr hoch waren, auch durch unvorhergesehene Ereignisse, dass etwa Schätze gefunden wurden, die dann renoviert und restauriert werden mussten. Insgesamt ist die Renovierung erklärbar. Anderseits bin ich stolz darauf, dass wir jetzt die Prunkräume der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden. (APA)

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