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Neue Manöver in Südkorea und kriegerische Rhetorik

Wenige Tage nach Militärübungen nahe der strittigen innerkoreanischen Seegrenze will Südkorea eine großangelegte Schießübung unweit der Landesgrenze zu Nordkorea abhalten.

Die eintägige Übung der Boden- und Luftstreitkräfte soll an diesem Donnerstag in Pochon stattfinden, das nur etwa 20 Kilometer südlich der schwer bewachten Grenze liegt. Es sei die bisher größte gemeinsame Schießübung geplant, teilte die Armee am Mittwoch mit. Das Soldatenaufgebot werde so groß sei wie nie zuvor bei einem Manöver zu Friedenszeiten.

Einen Monat nach dem Angriff Nordkoreas auf die grenznahe südkoreanische Insel Yonpyong im Gelben Meer will der Süden damit erneut militärische Stärke demonstrieren. Bei der Übung, an der Hunderte von Soldaten teilnehmen, sollen neben Artilleriegeschützen auch Kampfjets und Panzer eingesetzt werden. Auf einem Truppenübungsgelände in Pochon werden regelmäßig Manöver abgehalten.

Am Montag hatte Südkorea trotz massiver Drohungen Nordkoreas eine Schießübung auf Yonpyong veranstaltet. Das eineinhalbstündige Training verlief aber ohne Zwischenfälle. Befürchtungen, es könne möglicherweise zu einem bewaffneten Konflikt kommen, hatten sich dadurch etwas wieder gelegt. Allerdings befinden sich Südkoreas Streitkräfte weiter in Bereitschaft, um auf eventuelle Provokationen Nordkoreas vorbereitet zu sein.

Sollte es zu einer ähnliche Situation wie im Falle des Inselbeschusses kommen, “werden wir den Feind gründlich zurückschlagen”, hieß es in einer Mitteilung des südkoreanischen Brigadegenerals Ju Eun-Sik, mit Blick auf die neue Schießübung.

Unterdessen begann Südkoreas Marine im Japanischen Meer (Ostmeer) ein jährliches Seemanöver. Das dreitätige Manöver zur Abwehr feindlicher U-Boote und Schiffe findet nach Berichten der nationalen Nachrichtenagentur Yonhap etwa 100 Kilometer südlich der Seegrenze statt. Sechs Kriegsschiffe nähmen daran teil.

Nach der Militärübung auf Yonpyong hatte die nordkoreanische Volksarmee zurückhaltend reagiert. Es lohne nicht, “auf jede verachtenswerte Provokation” mit einem Gegenschlag zu antworten, hatte es geheißen. Beim Granatenbeschuss Yonpyongs am 23. November waren vier Südkoreaner getötet worden.

Die Grenzlinie im Gelben Meer, die zum Ende des Korea-Kriegs (1950-53) einseitig von einem UNO-Kommando gezogen wurde und als Verlängerung der militärischen Demarkationslinie auf dem Land dienen sollte, erkennt Nordkorea nicht an.

Die südkoreanische Zeitung “Chosun Ilbo” berichtete unter Berufung auf Regierungskreise, dass Nordkorea seit Anfang dieser Woche zur Verstärkung der Küstenartillerie im Westen weitere Boden-Luft- sowie Boden-Schiffs-Raketen in Stellung gebracht habe. Ähnliche Berichte hatte es in Südkorea bereits Ende November gegeben, als US-Streitkräfte und südkoreanische Einheiten ein gemeinsames Seemanöver im Gelben Meer veranstaltet hatten.

Inzwischen deutete der Norden aber an, zur Wiederaufnahme der Gespräche der sogenannten Sechs-Nationen-Runde bereit zu sein. Das Weiße Haus lehnte eine Rückkehr zum Verhandlungstisch aber noch ab. Pjöngjang müsse erst seine angriffslustige Haltung aufgeben und sei “nicht mal annähernd bereit” für die Gespräche, hieß es.

Am Dienstag hatte eine südkoreanische Kirche einen großen Christbaum aus Stahl direkt an der innerkoreanischen Grenze erleuchtet. Er steht auf einem Hügel und ist von nordkoreanischen Grenzdörfern aus zu sehen. Pjöngjang bezeichnete die Aktion als Propaganda. Die Illumination des Christbaums war indes nur mit Zustimmung der Regierung in Seoul möglich, was ein weiteres Signal dafür ist, dass Präsident Lee Myung-baks Regierung verstärkt auf Konfrontation setzt.

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