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Neue Holocaust-Gedenkstätte in Wien

Die britische Künstlerin Rachel Whiteread in ihrem Monument am Judenplatz.
Die britische Künstlerin Rachel Whiteread in ihrem Monument am Judenplatz.
Wettbewerb für neue Holocaust-Gedenkstätte in Wien geplant- Emigrant hat Bundes- und Kommunalpolitiker für Proponentenkomitee gewinnen können - Namentliche Nennung der Ermordeten als „letzte Würdigung“.

Im kommenden Frühjahr soll es ernst werden mit der Idee von Kurt Yakov Tutter, eines österreichischen Emigranten in Kanada, der seit mehreren Jahren die Idee einer Gedenkstätte für die von den Nazis ermordeten Juden verfolgt. Der Wiener Planungsstadtrat Rudolf Schicker (S) arbeitet gemeinsam mit Mitgliedern eines überparteilich besetzten Proponentenkomitees an den Vorbereitungen eines Wettbewerb für die Gestaltung der Gedenkstätte. Zentrales Anliegen Tutters ist es, die Namen der Betroffenen sichtbar zu machen.


Tutter ist es gelungen, eine Reihe von Politikern von SPÖ und ÖVP für sein Projekt zu gewinnen. Dem Komitee gehören u.a. die Nationalrats-Abgeordneten Kai Jan Krainer, (S), Caspar Einem (S), Ulrike Baumgartner-Gabitzer (V), Vincenz Liechtenstein (V), Bundesräte, der Wiener ÖVP-Klubchef Matthias Tschirf, Stadtrat Schicker und Bezirksfunktionäre an.


Als Ort sind die Aspang-Gründe im dritten Wiener Gemeindebezirk vorgesehen. Vom früheren Aspang-Bahnhof aus wurde der Großteil der 65.000 ermordeten österreichischen Juden in die Deportation und damit letztlich in den Tod geschickt.

Gedenkstätte mit den Namen der Opfer


Ziel des 1930 geborenen Tutter ist eine Gedenkstätte, auf der auch die Namen der Opfer – darunter die seiner Eltern – vermerkt sind. Beim Mahnmal am Judenplatz vermisst er diese Namensnennung. Erst mit dieser werde ihnen aber die „letzte Würdigung, als letztes Recht eines Menschen“ zu Teil. Einen Ausgleich biete auch die namentliche Erfassung der Opfer durch das Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands (DÖW) nicht: „Eine CD-Rom ist keine Gedenkstätte.“


Schicker sagte jüngst in der „Presse“, er wünsche sich eine „nicht unmoderne und nicht unschöne Lösung, die niemanden beleidigt“. Fix ist, dass Original-Schienen vom Aspang-Bahnhof in die Gedenkstätte integriert werden. Angedacht sei auch, einen Eisenbahn-Waggon aus dieser Zeit aufstellen zu lassen. Details sollten auch mit der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) und dem Jewish Welcome Service geklärt werden, ließ er über sein Büro auf Anfrage der APA ausrichten.


„Ich finde, dass man toten Menschen gedenken muss. Und das ist dort ein besonderer Platz“, begründet Baumgartner-Gabitzer im Gespräch mit der APA ihre Unterstützung für das Projekt. Sie betont vor allem die Notwendigkeit für eine breite Unterstützung des Projekts: „Es müssen wirklich alle wollen.“ Vor allem müsse auch der Einklang mit der IKG gesucht werden.


Ein offenes Problem dürfte die Finanzierung sein. „Das muss man sich anschauen“, meinte Baumgartner-Gabitzer zur Frage, ob der Bund sich beteiligen werde, man müsse freilich danach trachten, auch andere Institutionen zu finden, die beitragen könnten.


Auf Zustimmung gestoßen sind die Pläne nach der Ankündigung durch Schicker bei den Grünen in Wien. Der Wiener FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache hingegen sprach sich gegen eine „Mahnmal-Inflation“ aus.

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