Vierfarbig und geheftet
Gratis, aber trotzdem mit guter Qualität – Jansky, früherer Pressesprecher des Wiener Wohnbaustadtrats Werner Faymann (S) ist sich sicher, dass dieses Konzept funktionieren kann. Er möchte den Lesegewohnheiten der Mehrheit der potenziellen Zeitungsleser entgegen kommen, und zwar vierfarbig, in der Mitte geheftet, mit 24 Seiten und allen für eine Vollzeitung nötigen Ressorts. Zu Nachrichten aus aller Welt, Österreich und Wien gesellen sich Sport, Veranstaltungstipps, Wetter, Rätsel und ein Fernsehprogramm. Weshalb die Leser das Blatt auch gerne mit nach Hause nehmen wollen, hofft Jansky. Dennoch zahlt man den Wiener Linien eine Sonder-Putzschicht zu Mittag, um herrenlose Heute-Exemplare zu entsorgen.
U-Express Team am Werk
Heute will darüber hinaus auch womöglich die aktuellste Zeitung sein, kündigt der Neo-Blattmacher an: Wir haben einen späten Andruck, alles, was bis Mitternacht passiert, ist ohne gröberen Aufwand am Morgen drin. Gedruckt wird bei Herold (Startauflage 130.000). Zehn Köpfe umfasst das Redaktionsteam, als Chefredakteur wechselte Richard Schmitt, der schon U-Express-Chef war, von der Kronen Zeitung zum neuen Projekt.
Dichand dementiert weiter
Womit schon die Hauptzutaten der brodelnden Gerüchteküche angesprochen wären: Nämlich, dass hinter Heute der Krone-Chef Hans Dichand stehe, dessen Lieblingsprojekt U-Express diesen Frühling auf Betreiben seiner Partner WAZ und Raiffeisen eingestellt wurde. Und dass Stadtrat Faymann mit seinem bekannt guten Verhältnis zur Krone das Nachfolgeprojekt eingefädelt habe. Eine Fama, die Jansky weiterhin dementiert. Es habe ihn einfach gereizt, ein gut gemachtes Produkt auf den Markt zu bringen. Für ihn persönlich sei dafür gerade der richtige Zeitpunkt. Es gebe auch im Hintergrund keinen Mäzen oder heimlichen Finanzier: Das Geld kommt von einem Kredit der Bank Austria-Creditanstalt. Dichand selbst hat ebenfalls wiederholt Verbindungen zu Heute dementiert.
Werbewirtschaft reagierte positiv
Über das Budget der neuen Tageszeitung möchte Jansky nichts verraten, in gut einem Jahr aber sollen schon schwarze Zahlen die Bilanz zieren. Präsentationen bei der Werbewirtschaft hätten positives Echo hervorgerufen, berichtet er. Der Herausgeber-Verlag AHVV wird in eine gemeinnützige Stiftung eingebracht, an deren Spitze der ehemalige Bank Austria-Vorstand Heinz Gehl steht. Kolportierte Verhandlungen mit den Gratiszeitungs-Konzernen Schibsted (20 Minuten) und Metro kommentiert Jansky zurückhaltend: Es gibt Kontakte und Interesse, aber nichts übertrieben Konkretes. Mein Ziel ist es jetzt einmal, das Produkt neu zu platzieren.
Auch Erotik wird’s geben
Bleibt eine letzte Frage: Wird auch Heute einer täglichen Nackerten zu Kultstatus verhelfen? Ein bisschen Erotik wird es schon geben – aber charmant, so Jansky. Die U-Express-Dame hatte sich in der letzten Ausgabe am 31. März mit ergreifenden Worten verabschiedet: Auch wenn ihr sie nicht wiederseht/die Nackte niemals untergeht.