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Neue Gewaltwelle im Nordirak

Der Norden des Irak ist am Freitag von einer neuen Welle der Gewalt erfasst worden. Nach offiziellen Angaben wurden bei mehreren Anschlägen insgesamt 18 Menschen getötet.

In der Hauptstadt Bagdad demonstrierten unterdessen mehrere hunderttausend Schiiten für den libanesischen Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah. Inzwischen mehren sich die Warnungen vor einem offenen Bürgerkrieg, wie seitens des US-Generals John Abizaid, des Oberbefehlshabers der US-Truppen im Nahen Osten, sowie des scheidenden britischen Botschafters William Patey.

In Hadhar südlich von Mossul raste ein Selbstmordattentäter mit seinem mit Sprengstoff beladenen Wagen auf einen Sportplatz und riss zehn Menschen mit in den Tod. Unter den Opfern waren drei Polizisten. Zwölf Menschen wurden verletzt. In der Stadt rund 400 Kilometer nördlich von Bagdad waren kurz zuvor bei einem weiteren Anschlag ein hochrangiger Polizeivertreter und zwei seiner Leibwächter getötet worden. In Mossul kam es zu heftigen Kämpfen zwischen Rebellen und Soldaten. Die US-Armee hatte kürzlich einen Abzug von Soldaten aus der Stadt angekündigt. Die Polizei teilte mit, sie habe zumindest den westlichen Teil der Stadt, die durch den Tigris geteilt wird, unter Kontrolle.

Bei Angriffen haben Aufständische in der westirakischen Provinz Anbar zwei weitere US-Marineinfanteristen getötet. Das teilte das US-Militärkommando in Bagdad mit. Die Angriffe erfolgten demnach am Donnerstag. Damit kamen zwölf US-Soldaten in der teilweise von Aufständischen kontrollierten Provinz ums Leben.

Im größten Schiiten-Viertel der irakischen Hauptstadt haben am Freitag mehrere hunderttausend Iraker an einer Kundgebung für Hisbollah-Chef Nasrallah teilgenommen. „Wir sind Soldaten, wenn Nasrallah uns ruft, werden wir Haifa niederbrennen! “, riefen die Demonstranten bei ihrem Marsch durch das Viertel Sadr City. Zu der Kundgebung hatte der radikale Prediger und Milizführer Moktada al-Sadr aufgerufen. Die Demonstranten verbrannten zahlreiche Flaggen Israels und der USA. Zur Verhinderung von Anschlägen ließen die Veranstalter die Teilnehmer der Kundgebung von schwarz gekleideten Milizionären durchsuchen. Die regulären irakischen Streitkräfte hielten sich auf Distanz. „Tod Amerika! Tod Israel! Gott, gib Nasrallah den Sieg!“, riefen die Demonstranten. Viele von ihnen trugen weiße Gewänder als Zeichen der Bereitschaft, den Märtyrertod zu sterben.

Nach dem israelischen Luftangriff auf die südlibanesische Ortschaft Kana hatte Großayatollah Ali al-Sistani, die höchste theologische Autorität der schiitischen Mehrheit im Irak, von einem „grauenhaften und unbeschreiblichen Massaker“ gesprochen, das „beträchtliche Konsequenzen für die Region“ haben werde. „Diese Aggression hat die Grenzen des Erträglichen überschritten. Unsere Geduld ist erschöpft“, sagte Sistani. Die „friedensliebende islamische Welt“ werde das nicht verzeihen. Sistani hat enge Kontakte zur iranischen Führung und fungiert als oberster Lenker und Schiedsrichter der „Vereinigten Allianz“ der konservativ-religiösen Schiiten, die die größte Fraktion im irakischen Parlament stellen. Stärkste Gruppe innerhalb des Bündnisses ist der pro-iranische „Oberste Rat für die Islamische Revolution im Irak“ (SCIRI).

Der Sekretär des obersten islamischen Wächterrates, Ayatollah Ahmad Jannati, hat die Gläubigen am Freitag zur finanziellen Unterstützung der Hisbollah aufgerufen. „Es ist eine religiöse Pflicht, der Hisbollah politisch und finanziell zu helfen“, sagte der Ayatollah in seiner im Rundfunk übertragenen Freitagspredigt.

Die demokratische New Yorker Senatorin Hillary Rodham Clinton hat US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld andauernde Inkompetenz in der Irak-Politik vorgeworfen und ihn deswegen zum Rücktritt aufgefordert. An US-Präsident George W. Bush appellierte die frühere First Lady und mögliche Kandidatin bei der Präsidentenwahl in zwei Jahren, er möge Rumsfelds Demission akzeptieren, wie Clintons Sprecher in Washington mitteilte. Hillary Clinton lieferte sich zuvor einen heftigen Wortwechsel mit dem Minister im Militärausschuss des Senats.

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