Im Lager Thalerhof waren 1914-17 von rund 7.000 festgehaltenen Ruthenen 1.767 umgekommen und verscharrt worden.
Bisher erinnerte nur eine Inschrift im Ossarium des Gemeindefriedhofs von Feldkirchen an die Opfer, die vornehmlich an Typhus, Cholera und Ruhr gestorben waren. Nun wurde auf Initiative des Grazer Kulturstadtrates Karl-Heinz Herper (S) und von Flughafendirektor Gerhard Widmann eine deutlicher sichtbare Geste von Erinnerungskultur in Form einer Gedenktafel veranlasst.
Galizien war Aufmarsch- und Operationsgebiet gegen Russland, weshalb die k.u.k. Armee danach trachtete, die Zivilbevölkerung zu entfernen. Der Generalverdacht prorussischer Gesinnung und eine “erhöhte Spionagehysterie”, wie die Historikerin Nicole-Melanie Goll schreibt, stützten diese Vorgehensweise. So wurden bis zu 30.000 Ruthenen aus dieser ärmsten Provinz des Habsburger Reiches deportiert und ab 1914 in Lagern in Nieder- und Oberösterreich sowie in der Steiermark interniert. Thalerhof war mit rund 7.000 Insassen, darunter viele Frauen und Kinder, das größte.
Zunächst fehlte jede Infrastruktur: Die Menschen mussten unter freiem Himmel ausharren, wegen der katastrophalen hygienischen und sanitären Verhältnisse starben gleich zu Beginn Hunderte an Cholera und Flecktyphus und wurden vor Ort in Massengräbern bestattet. Erst nach zwei Monaten standen die ersten Baracken zur Verfügung.
Die Namen von 1.767 Opfern sind im Totenbuch der Gemeinde Feldkirchen verzeichnet. Die Gebeine vieler der Deportierten wurden nach Öffnung der Massengräber kurz vor oder kurz nach dem Beginn des Zweiten Weltkrieges in den Feldkirchener Karner gebracht.
Die neue Gedenktafel wurde auf Ukrainisch, Englisch und Deutsch verfasst. Sie trägt einen Auszug aus einem Gedicht von Nazar Hontschar, der 2007-08 Grazer Stadtschreiber war und dabei entdeckt hatte, dass sein Urgroßvater in dem Lager ums Leben gekommen war. Der Dichter aus Lemberg war im Mai 2009 im Alter von 45 Jahren in seiner Heimat ertrunken.