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Lampedusa: Neue Flüchtlingstragödie mit mehreren Toten

Erneut Flüchtlingsboot vor Lampedusa gekentert
Erneut Flüchtlingsboot vor Lampedusa gekentert ©AP (Sujet)
Bei einem neuen Flüchtlingsunglück 100 Seemeilen südlich der Insel Lampedusa sind am Montag mindestens 17 Migranten ums Leben gekommen.

Das Boot war auf dem Weg von Nordafrika in Richtung Europa, als sich das Unglück ereignete. 206 Menschen konnten nach Angaben der Marine am Dienstagmorgen gerettet werden. Die Überlebenden kommen an Bord eines Schiffes der italienischen Marine, das am Dienstagnachmittag im sizilianischen Catania eintreffen soll.

Ein Sprecher der Küstenwache wollte Medienberichte, wonach sich rund 400 Menschen an Bord befanden, weder bestätigen noch dementieren. Die italienische Küstenwache, Marineschiffe und ein Hubschrauber beteiligten sich an der Suche nach Vermissten.

Retter: “Es war die Hölle”

Zahlreiche Boote und Hubschrauber waren am Unglücksort im Einsatz. “Es war die Hölle”, berichtete ein Retter. Mehrere Schiffe der italienischen Marine und der Küstenwache waren im Einsatz, um Hilfe zu leisten.

Die italienische Außenministerin Federica Mogherini erklärte sich über die neue Flüchtlingstragödie erschüttert und appellierte an die EU, Italien bei der Bewältigung des Migrantennotstands aktiv zu unterstützen. Italien werde im Rahmen des Semesters seiner EU-Präsidentschaft das Thema der Migration in den Vordergrund stellen. Italien könne nicht allein die Last des Flüchtlingsnotstands tragen, kommentierte die Außenministerin.

Italien drängt Brüssel

Italiens Justizminister Andrea Orlando reichte der UNO in Wien eine Resolution zur Bekämpfung der Schlepperorganisationen ein. Er klagte über ein “Kooperationsdefizit” auf europäischer Ebene bei der Bekämpfung des Menschenhandels. Italiens Linkspartei SEL forderte den Rücktritt von Innenminister Angelino Alfano und meinte, die illegale Einwanderung könne nicht ausschließlich mit repressiven Maßnahmen bekämpft werden. Dieses Vorgehen verstärke nur die Macht der Schlepper.

EU-Innenkommissarin geschockt

EU-Innenkommissarin Cecilia Malmström zeigte sich “tief schockiert” von der erneuten Katastrophe vor der Haustür der Europäischen Union. “Es ist die eindeutige Verantwortung aller Mitgliedstaaten der Europäischen Union, jetzt konkrete Solidarität zu zeigen, um die Wiederholung solcher Tragödien zu vermeiden”, erklärte die Schwedin in Brüssel. Sie forderte die Umsetzung eines Aktionsplans, den die EU nach der Flüchtlingstragödie vor Lampedusa Anfang Oktober aufgestellt hatte. Malmström kündigte zudem an, das Thema auf die Tagesordnung des nächsten EU-Innenministertreffens im Juni zu setzen.

“Meerespatrouillierung keine Lösung”

Die Bürgermeisterin der Insel Lampedusa, Giusy Nicolini, appellierte an die Regierung in Rom, für ein sofortiges Ende der Massenabfahrten von Flüchtlingen aus Nordafrika Druck auf die EU zu machen. “Die Meerespatrouillierung ist keine Lösung für die Flüchtlingstragödien. Man muss die Abfahrt der Flüchtlinge verhindern, ansonsten werden sich diese Dramen im Meer immer aufs Neue wiederholen”, so Nicolini.

Tausende Migranten erreichen Italien

In den vergangenen Tagen waren erneut Tausende Migranten an den Küsten Italiens angekommen. Sie nutzten das gute Wetter für die gefährliche Überfahrt über das Mittelmeer. Allein in der vergangenen Woche waren es laut Marine mehr als 4.300 Menschen. Italien hat seit den beiden Schiffsunglücken mit mehr als 360 toten Flüchtlingen vor Lampedusa im vergangenen Oktober mit der Aktion “Mare Nostrum” die Überwachung des Mittelmeers verschärft.

(APA/red)

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