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Neue Dimension des Terrors

Der bei Neonazis gefundene Sprengstoff sollte offenbar bei der Grundsteinlegung für die neue Münchner Hauptsynagoge am 9. November explodieren und gezielt Menschen töten.

Das sagte die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde, Charlotte Knobloch, am Freitag in München unter Berufung auf die Ermittlungen. „Nicht ein Gebäude oder die Baustelle waren das Ziel des Anschlags, sondern vielmehr Menschenleben“ sagte Knobloch und sprach von einer „neuen Dimension des Terrors“.


Einen Tag nach der Verhaftung mehrerer Rechtsextremisten, bei denen 14 Kilogramm Sprengstoff und Waffen gefunden worden waren, sagte Knobloch auf einer Pressekonferenz, laut Generalbundesanwalt Kay Nehm stehe es noch nicht fest, ob die Bombe am Tag vor oder am 9. November selbst habe hochgehen sollen. Andere Informanten hätten ihr jedoch bestätigt, dass der Anschlag die Feier habe treffen sollen. “65 Jahre nach der Zerstörung der Hauptsynagoge wollten Neonazis erneut ein Zentrum des jüdischen Lebens zerstören“, sagte die Präsidentin der Kultusgemeinde und kündigte an, dass die Grundsteinlegung wie vorgesehen stattfinden werde: „Wir werden an Ort, Datum und Zeit mit Unterstützung der Münchner Bevölkerung festhalten.“

Knobloch und der Münchner Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) forderten von den Bürgern „ein Zeichen der Zivilgesellschaft“, sich für die jüdische Gemeinschaft einzusetzen. „Dann wird sogar noch etwas Gutes aus dieser deprimierenden Situation entstehen können“, sagte Ude. Der SPD-Politiker fügte hinzu: „An die Adresse des braunen Sumpfs: Dort ist es Zeit, Angst zu bekommen. Dort ist es Anlass, jetzt panische Überlegungen anzustellen.“ Es sei erschütternd und beklemmend, dass die Juden 50 Jahre nach dem Ende des Dritten Reiches noch immer kein selbstverständliches Recht auf Sicherheit hätten.

Auch der Münchner Erzbischof Kardinal Friedrich Wetter hat den geplanten Bombenanschlag scharf verurteilt. Den jüdischen Mitbürgern „sollte auf empörende Weise das Recht auf Heimat und auf religiöse und kulturelle Entfaltung in unserem Land verweigert werden“, erklärte Wetter am Freitag. Die Christen stünden an ihrer Seite. Der Kardinal rief alle rechtlich Denkenden zu Wachsamkeit auf. „Das Gift des Antisemitismus und die Faszination terroristischer Aktionen“ entfalte immer wieder gefährliche Wirkung.

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