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Neue Burgtheater-Ära startet mit "Faust"-Premiere

Tilo Nest (links; Faust/Heermeister/Plutus) und Joachim Meyerhoff (Mephisto/Baccalaureus/Lynceus)
Tilo Nest (links; Faust/Heermeister/Plutus) und Joachim Meyerhoff (Mephisto/Baccalaureus/Lynceus) ©APA
Am Freitag startet Regisseur Matthias Hartmann seine Direktionszeit am Burgtheater mit beiden Teilen von Goethes "Faust". Wird es eine neue Ära für das Wiener Theater?
Bilder der Vorpremiere

Am Freitag um 17 Uhr geht’s endlich los. Dann wird auf der Bühne des Burgtheaters das Gestalt annehmen, was in den vergangenen Wochen vielfach besprochen, verheißen und beworben wurde. Dann manifestiert sich im “Faust” nicht nur des Pudels Kern, sondern auch der Auftakt zu einer neuen Wiener Theater-Ära. Der neue Burg-Herr Matthias Hartmann – als “Hart / Burg / Mann” auch Teil der neuen Werbelinie des Hauses – inszeniert beide Teile von Goethes “Faust”. Das wird – inklusive der Pausen – vermutlich nicht nur den ganzen Spätnachmittag und Abend in Anspruch nehmen, sondern auch die zwei versprochenen grundverschiedenen ästhetischen Annäherungen bringen.

Schwer vorauszusehen, ob der Verzicht auf die Weiterführung des Personals der Gretchentragödie in die fantastischen Geschichts- und Bilderwelten des “Faust II” schlussendlich als Gewinn oder Verlust verbucht werden wird. Hartmanns Schwergewicht scheint eindeutig auf dem Schullektüre-Klassiker “Faust I” zu liegen. Mit vier Stunden soll der erste Teil doppelt so lange dauern wie der an sich wesentlich umfangreichere zweite, und die Besetzung ist denkbar exquisit: In dem kargen, mit wenig Mobiliar aber viel genauen Lichteffekten arbeitenden Bühnenbild von Volker Hintermeier sind Tobias Moretti ein glatzköpfiger Professor Heinrich Faust und Burg-Star Gert Voss ein verführerischer Unter-Teufel Mephisto, der dem zurückgezogenen, grüblerischen Intellektuellen mit der Droge Welterfahrung den Überkick verschaffen möchte. Das Gretchen spielt Katharina Lorenz (in der vergangenen Saison in “Wer hat Angst vor Virginia Woolf?” und der “Trilogie des Wiedersehens” zu sehen gewesen), die Marthe Schwerdtlein hat Maria Happel übernommen.

In “Faust II”, in dem viel mit Projektionen gearbeitet wird, bekommt man es neben Dietmar König, Tilo Nest, Caroline Peters, Yohanna Schwertfeger und Stefan Wieland u.a. auch mit jenem Mann zu tun, der den Faust in der von Klaus Bachler für die vorige Saison geplanten Inszenierung des mittlerweile verstorbenen Regisseurs Jürgen Gosch spielen hätte sollen: Joachim Meyerhoff hat neben den Figuren Baccalaureus und Lynceus auch den Mephisto übernommen. Dass er diesen mit dämonischer Verführungskraft auszustatten versteht, hat er zuletzt auch am Burgtheater bewiesen. Dort gastierte er im Februar als Mephisto der tollen Hamburger “Faust”-Inszenierung von Jan Bosse aus dem Jahr 2004.

Wien hat in den vergangenen Jahren einige spektakuläre “Faust”-Inszenierungen gesehen, wie etwa die 21-stündige Mammut-Veranstaltung von Peter Stein (2001 im Kabelwerk), die legendäre Hamburger Aufführung “Goethes Faust Wurzel aus 1+2” von Christoph Marthaler (1994 als Festwochen-Gastspiel im Theater an der Wien) oder zuletzt im Jänner Michael Thalheimers Kurz-Version des Berliner Deutschen Theater als Burg-Gastspiel.

Die bisher letzte eigene Burgtheater-Produktion beider “Faust”-Teile ist dagegen bereits über vier Jahrzehnte her – und hatte ihre Premiere überdies in Salzburg: 1967 adaptierte Leopold Lindtberg seine Inszenierungen von “Faust I” und “Faust II”, die 1961 bzw. 1963 bei den Salzburger Festspielen herausgekommen waren. Thomas Holtzmann spielte den Faust, Will Quadflieg den Mephistopheles, Christiane Hörbiger das Gretchen. Den letzten eigenen “Faust I” der Burg inszenierte Otomar Krejca 1976 zum 200-Jahr-Jubiläum des Burgtheaters mit Rolf Boysen als Faust, Heinz Reincke als Mephisto und Maresa Hörbiger als Gretchen. Zum ersten Mal am Hofburgtheater waren Szenen des “Faust” übrigens 1832 zu sehen – im Rahmen einer Trauerfeier für Johann Wolfgang von Goethe.

Johann Wolfgang von Goethe: “Faust – Der Tragödie erster und zweiter Teil” im Burgtheater
Premiere: Freitag, 4.9., 17 Uhr
Nächste Vorstellungen beider Teile an einem Abend: 6.9., 17.10., jeweils 16 Uhr
“Faust I”: 11., 26., 28.9., 10., 11., 18., 22. und 23.10.
“Faust II”: 5., 21., 27.9., 4., 9., 21., 28.10.
Karten: 01 / 514 44 41 40 oder http://www.burgtheater.at

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