Es ist ein Dauerbrenner, der Fußballfreunde seit Jahren beschäftigt – und gleichzeitig spaltet: die Regionalliga. Kaum eine Reform, die nicht Proteste auslöst, kaum ein Vorschlag, der allen gerecht wird. Nun steht eine tiefgreifende Veränderung bevor, die ab der Saison 2026/27 Realität sein soll – mit weitreichenden Folgen für Vereine, Fans und den Amateurfußball in Vorarlberg.

Vier Meister spielen um zwei Aufstiegsplätze
Bisher war die dritthöchste Spielklasse in Österreich in drei Ligen gegliedert: Regionalliga West, Mitte und Ost. Dieses Modell sorgte immer wieder für Diskussionen – sei es wegen langer Auswärtsfahrten, ungleicher sportlicher Voraussetzungen oder finanzieller Belastungen kleinerer Vereine.
Jetzt wird umgebaut: Künftig wird es vier Regionalligen geben. Vorarlberg und Tirol werden eine gemeinsame Liga bilden, die Regionalliga West wird also neu definiert und zur Arlbergliga. Die geplante Aufteilung: je acht Mannschaften aus Vorarlberg und Tirol, insgesamt also 16 Vereine. Die vier Meister der Regionalligen spielen zum Ende der Saison in Hin- und Rückspiel zwei Aufsteiger aus. Die Paarungen dieser Relegationsspiele werden jährlich neu gelost und das Heimrecht beim Hin- bzw. Rückspiel festgelegt.

"Kosten für Auswärtsfahrten sind kaum zu stemmen"
Die regionale Nähe soll die Reisekosten senken, das Zuschauerinteresse steigern und sportlich faire Bedingungen schaffen. Gleichzeitig soll es mehr Derbys geben, was zusätzliche Brisanz und Emotion in die Liga bringen dürfte.
Die Vereine sind noch nicht ganz sicher, was sie von der Reform halten sollen. "Wir stehen etwas gemischt dazu. Als Verein wären wir für die Wiedereinführung der Eliteliga gewesen, so wie sie vor zwei Jahren gespielt wurde. Leider sind die Kosten der Auswärtsspiele in der Regionalliga für uns als Verein kaum zu stemmen. Daher wären wir für eine regionale Lösung gewesen. Im Frühjahr hätten die besten Teams der Bundesländer dann den Aufsteiger ausgespielt", meint etwa Simon Vogt, der Obmann des SC Röthis, die gerade aus der Regionalliga abgestiegen sind.
Auch die Änderung, dass die Klubs zukünftig nicht mehr bis nach Salzburg fahren müssen, sieht Vogt mit gemischten Gefühlen: "Wenn es nicht im Eliteliga-Modus möglich ist, ist es natürlich kostengünstiger, ‚nur‘ bis nach Tirol zu fahren. Sportlich gesehen wird es aber sehr schwierig, in Zukunft mit dem Osten mitzuhalten."
Diese sportliche Skepsis teilen auch andere Ländle-Klubs. Markus Podhradsky, sportlicher Leiter der SCR Altach Amateure, bezeichnet die Reform aus sportlicher Sicht gar als „absolute Katastrophe“. Für ihn bedeutet die Umstrukturierung einen Rückschritt in der Talententwicklung: „In der jetzigen Regionalliga haben wir die Möglichkeit, uns auch mit guten Mannschaften aus Salzburg zu messen, welche erfahrungsgemäß doch immer starke Teams stellen – das fällt mit der Reform weg, und das Niveau wird sicherlich nachlassen.“
Ähnlich sieht es Gerhard Ölz Obmann beim FC Dornbirn: „Für uns wäre eine Beibehaltung der Regionalliga West, so wie sie jetzt ist, ideal gewesen. So hätten wir unsere Spieler auf einem guten Niveau weiterentwickelt und vermehrt Eigenbauspieler einsetzen können. Jetzt, mit der Aufteilung Vorarlberg-Tirol, wird das sportliche Niveau deutlich sinken.“

Dem gegenüber steht die positive Haltung des Neo-Regionalligisten FC Lustenau. Obmann Julian Regittnig zeigt sich zufrieden mit der Reform: „Wir sind sehr zufrieden mit der neuen Reform. Die Anfahrtswege sind kürzer und es sind mehr Vereine aus dem Ländle mit dabei. Wir sind überzeugt, dass diese Lösung die Liga attraktiver gestaltet. Auf jeden Fall freuen wir uns darauf.“

VFV: "Mehr Derbys erhöhen die Attraktivität der Liga"
Beim Vorarlberger Fußballverband (VFV) sieht man die Reform positiv. "Wir haben im Vorfeld mit allen Vereinen aus der Regionalliga und Eliteliga gesprochen und der Großteil hat die Reform hin zu einer ‚Arlbergliga‘ gut empfunden", sagt der neu gewählte VFV-Präsident Alfons Kirchmann. "Mehr Derbys erhöhen die Attraktivität der Liga für die Fans, während Vereine und Spieler zugleich bei Reisekosten und Zeitaufwand entlastet werden", ergänzt der Langener.
Arlbergliga gab es schon einmal
Wie bereits in der Vergangenheit sorgt also auch die neueste Regionalliga-Reform für reichlich Diskussionen und gemischte Gefühle. Übrigens: Eine Arlbergliga wäre nichts Neues, denn zwischen 1950 und 1960 gab es sie bereits. Erster Meister? SW Bregenz. 1960 wurde dann die altbekannte Regionalliga West gegründet.
(VOL.AT)