Neue Anschlagsserie im Irak
Unterdessen beschloss das bulgarische Parlament einen Truppenabzug aus dem Irak bis Ende 2005. Auch Japan will seine Soldaten laut Medienberichten im Dezember abziehen. Der irakische Ministerpräsident Ibrahim al-Jaafari baute seine Kabinettsliste weiter aus: Er ernannte Bahr al-Ulum zum Öl-Minister.
Bei einem Selbstmordanschlag auf eine Rekrutierungsstelle der Armee in Bagdad kamen 13 Menschen ums Leben gekommen, verlautete aus dem irakischen Innenministerium. Weitere 15 Menschen seien dabei verletzt worden. Bei einem weiteren Anschlag in der Hauptstadt wurden acht Polizisten getötet und zwei weitere verletzt. Zudem starb ein Polizist bei einem Angriff auf das Haus eines stellvertretenden Verteidigungsministers. Sechs Menschen wurden dabei verletzt.
Am Mittwoch waren bei einem schweren Anschlag in der kurdischen Stadt Arbil (Erbil) mindestens 46 Menschen getötet und bis zu 100 weitere verletzt worden, als sich ein Selbstmordattentäter inmitten von Polizeirekruten in die Luft sprengte. Am Abend waren mindestens neun irakische Soldaten bei einem Selbstmordattentat ums Leben gekommen, 17 weitere wurden verletzt.
Alle bulgarischen Soldaten sollen laut einem Beschluss des Parlaments in Sofia bis Ende des Jahres aus dem Irak abgezogen werden. Die Entscheidung fiel nach einer heftigen Debatte mit 110 gegen 53 Stimmen. 45 Abgeordnete enthielten sich. Der kurz vor dem Ende der Legislaturperiode gefasste Parlamentsbeschluss sieht vor, das Kontingent von derzeit 462 im Irak stationierten bulgarischen Soldaten bis Juni auf 400 zu verringern und bis zum 31. Dezember die übrigen Soldaten abzuziehen. In den vergangenen Tagen war der zehnte bulgarische Soldat im Irak getötet worden.
Laut Verteidigungsminister Nikolai Swinarow bedeutet der Beschluss nicht, dass Sofia die Koalition der Willigen im Irak aufkündige. Es seien Verhandlungen über andere Beteiligungsmöglichkeiten im Gange, etwa zur Ausbildung irakischer Soldaten oder zum Wiederaufbau des Landes.
Auch Japan will seine Soldaten im Irak und in Kuwait laut Medienberichten abziehen. Die Regierung in Tokio wolle das Parlament und die Mitgliedsstaaten der US-geführten multinationalen Truppe im Irak ab September förmlich über diese Absicht informieren, nachdem sie die Lage in dem Zweistromland begutachtet habe, meldete die japanische Nachrichtenagentur Kyodo unter Berufung auf Regierungskreise. Japan werde nach dem Abzug dann stattdessen Entwicklungshilfe für den Irak leisten. Die japanische Regierung hatte gegen breiten Widerstand in der Öffentlichkeit Ende 2004 beschlossen, den Militäreinsatz im Irak bis Mitte Dezember diesen Jahres zu verlängern.
Jaafari ernannte am Donnerstag den Schiiten Bahr al-Ulum zum Öl-Minister. Ulum hatte das Ressort bereits ein Mal vom September 2003 bis Juni 2004 geleitet. Bei der Vereidigung der Regierung am Dienstag waren noch sieben Ministersessel vakant, da sich die bei den Parlamentswahlen siegreichen Schiiten und Kurden nicht auf deren Besetzung einigen konnten. Mindestens fünf Ministerien sollten an Sunniten gehen, von denen viele die Wahl boykottiert hatten.
Von den für den Wiederaufbau des Irak bestimmten Geldern der US-Zivilverwaltung sind rund 100 Millionen Dollar (77,2 Mio. Euro) verschwunden. Die bis zu ihrer Auflösung im Juni 2004 von Paul Bremer geleitete Behörde konnte den Verbleib des Geldes nicht nachweisen, wie aus einem am Mittwoch (Ortszeit) veröffentlichten Prüfungsbericht des US-Sondergeneralinspektors für den Wiederaufbau des Irak (SIGIR) hervorgeht. Dies weise auf möglichen Betrug hin und sei der Justiz für weitere Ermittlungen weitergeleitet worden. Zwei weitere, am Mittwoch veröffentlichte SIGIR-Berichte ziehen das Management und die Umsetzung der Verträge zum Wiederaufbau in Zweifel.