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Neue Angriffe im Nordirak

In Mosul detonierte eine Bombe vor einer Polizeiwache, später schossen die Angreifer auf das Gebäude. Vier Polizisten wurden verletzt, wie Krankenhausmitarbeiter erklärten.

Ebenfalls in Mosul wurde eine Polizeipatrouille aus einem fahrenden Auto heraus beschossen. Dabei wurde ein Polizist verletzt. Die Angreifer entkamen.

Gemeinsam mit US-Soldaten nahmen irakische Polizisten nahe Baakuba einen mutmaßlichen Terroristenführer fest. Sami Ahmed sei ein ehemaliger Geheimdienstagent und leite wahrscheinlich eine Terrorzelle, sagte Militärsprecherin Josslyn Aberle am Donnerstag. Er sei gemeinsam mit 13 weiteren Verdächtigen am Mittwochabend gefasst worden. In Hadid, 15 Kilometer westlich von Baakuba, explodierte am Donnerstag eine Bombe neben einem US-Fahrzeug. Vier Soldaten wurden verletzt, wie Augenzeugen berichteten.

In Ramadi westlich der Hauptstadt Bagdad protestierten unterdessen fast 1.000 Menschen gegen die blutigen Bombenanschläge vom Dienstag und riefen zu nationaler Einheit auf. Bei einer Trauerprozession für drei Opfer der Anschläge in Kerbala riefen mehrere tausend Schiiten amerikafeindliche Parolen. „Keine Amerikaner, keine Israelis, keine Terroristen”, skandierten sie.

Die amerikanischen und irakischen Behörden machten unterschiedliche Angaben zur Zahl der Opfer der Bombenanschläge in Bagdad und Kerbala, bei denen es sich mehrheitlich um Schiiten handelte. Der irakische Verwaltungsrat hatte am Mittwoch die Zahl mit 271 angegeben, die Besatzungsbehörden sprachen hingegen von 117 Toten. Sunnitische Geistliche, die städtischen Behörden und Mitglieder der politischen Parteien verurteilten die Anschläge, zu denen sich bisher niemand bekannte. In Kerbala wurden nach US-Angaben 15 Verdächtige festgenommen. Unter ihnen waren offenbar auch fünf Iraner.

US-Zivilverwalter Paul Bremer erklärte, die Alliierten wollten die Grenzsicherung verstärken. Es sei offensichtlich, dass „ein großer Teil des Terrorismus” aus dem Ausland nach Irak komme. Der einflussreiche schiitische Geistliche Großayatollah Ali Sistani hatte den Besatzungstruppen vorgeworfen, die Grenzen nicht ausreichend zu kontrollieren.

Mitglieder des Verwaltungsrats riefen zur Einheit zwischen den unterschiedlichen Glaubensrichtungen im Irak auf. Die Bombenanschläge vom Dienstag seien ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit, nicht nur gegen Schiiten oder den Islam, erklärte das schiitische Ratsmitglied Ibrahim el Jaafari.

Der Befehlshaber des US-Oberkommandos Mitte, General John Abizaid, hatte am Mittwoch erklärt, es gebe Beweise, dass der jordanische Terrorist Abu Musab al Sarkawi die offenbar koordinierte Anschlagsserie geplant habe. Sarkawi soll Verbindungen zum Terrornetzwerk A Kaida haben. In einem Flugblatt, das in dieser Woche in Falluja veröffentlicht wurde, hieß es dagegen, Sarkawi sei während amerikanischer Bombenangriffe im Norden des Irak getötet worden.

Der Irak kann in diesem Jahr mit 160 Millionen Euro Wiederaufbauhilfe der Europäischen Union rechnen. Wie die EU-Kommission am Donnerstag in Brüssel mitteilte, sollen mit dem Geld vor allem das Bildungswesen, die Wasserversorgung und die medizinischen Einrichtungen unterstützt werden. Die Mittel fließen zum großen Teil über den Internationalen Wiederaufbaufonds, der von der Weltbank und dem Internationalen Währungsfonds verwaltet wird.

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