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Neu entflammte MeToo-Debatte in der heimischen Filmbranche

Ulrike Sych, Rektorin der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien äußert sich zur neu entflammten MeToo-Debatte.
Ulrike Sych, Rektorin der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien äußert sich zur neu entflammten MeToo-Debatte. ©APA/HANS PUNZ (Symbolbild)
Seit Tagen ist die MeToo-Debatte um sexualisierte Gewalt und Machtmissbrauch in der österreichischen Filmbranche neu entflammt. Einen Tag vor der Verleihung des Filmpreises hat sich das Führungsduo der Akademie des Österreichischen Films mit einem Statement gemeldet.

"Der Arbeitsplatz Film und auch die Ausbildungsstätten müssen endlich für alle angstfrei werden", so Verena Altenberger und Arash T. Riahi am Mittwoch in einem gemeinsamen Text.

Entscheidend sei bei MeToo Zuhören und Glauben

Entscheidend sei, dass den Betroffenen zugehört und geglaubt werde, so die neue Präsidentin und der neue Präsident der Akademie: "Solange die Erzählung von Gewalt im Zweifel strenger geahndet wird, als der Übergriff an sich, haben wir als Gesellschaft ein Problem."

Neu entflammte Debatte in österreichischer Filmbranche

Besonders die Filmbranche mit ihren Hierarchien, Abhängigkeiten und sensiblen Szenen müsse sich hier befragen. "Die besondere Verletzlichkeit, die Arbeiten an Filmproduktionen innewohnt, zwingt uns deshalb als Branche, noch viel sensibler mit diesem Thema umzugehen", so die Forderung der Akademie-Spitze. Das Spektrum reiche von divers besetzten Sets über Vertrauenspersonen und spezielle Schulungen bis hin zu konkreten Anlaufstellen. "Es braucht diese institutionelle Hilfe, um gegen gewachsene Strukturen und Missstände anzukommen", so Altenberger und Riahi.

Aktuelle MeToo-Debatte von Regisseurin Katharina Mückstein losgetreten

Losgetreten wurde die aktuelle Debatte durch Regisseurin Katharina Mückstein: Sie hatte vergangene Woche auf ihrem Instagram-Kanal zunächst von eigenen Erfahrungen berichtet und andere Betroffene dazu aufgerufen, sich zu melden - und viele haben es getan. Die unzähligen übergriffigen Vorfälle, die ob ihrer expliziten Natur oft erschreckend zu lesen waren, hat sie anonymisiert veröffentlicht. Ein Aufschrei ging durch die Szene, der auch zeigte: Es sind keineswegs Einzelfälle. Das Geschilderte ereignete sich an Filmsets, bei Theaterproben oder an der Filmakademie Wien.

Äußerung von Ulrike Sych zur MeToo-Debatte

Angesichts der Vorwürfe hatte Ulrike Sych, Rektorin der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien, zu der auch die Filmakademie gehört, gegenüber FM4 festgehalten: "Ich schaue da nicht weg. Mir ist es sehr, sehr wichtig, dass unsere Universitäts-Angehörigen nicht belästigt werden und gut hier an der Universität studieren, wirken, lehren und arbeiten können." Es gebe "null Toleranz bei sexueller Belästigung", verwies Sych in diesem Zusammenhang auch auf einen Cellisten, der 2018 als Professor entlassen wurde, nachdem ihm Machtmissbrauch vorgeworfen wurde. Weiters gebe es eine Stabstelle für Gleichstellung sowie ein Vizerektorat für Organisationsentwicklung, Gender und Diversity.

Sych sei von aktuellen Fällen überrascht

Von den aktuellen Fällen sei Sych überrascht, da intern keiner bekannt war. Sie betonte gegenüber dem ORF-Radio aber, dass man sich bemühe, die Studierenden zu stärken: "Ein Nein ist ein Nein. Lasst es euch nicht gefallen!" Bei Bekanntwerden konkreter Fälle stellte Sych überdies Suspendierungen in den Raum. Auch Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) hat sich angesichts der Schilderungen erschüttert gezeigt. Diese würden "leider immer noch ein trauriges Bild von Machtmissbrauch und sexueller Gewalt zeigen. Klar ist: So etwas hat im Kulturbereich nichts verloren", zitierte der "Kurier" heute einen Sprecher.

Anlaufstelle für Betroffene von Diskriminierung

Wenden können sich Betroffene unter anderem an #we_do!: Die Anlauf- und Beratungsstelle setzt sich "gegen Diskriminierung und Ungleichbehandlung, Machtmissbrauch, sexuelle Übergriffe und Verletzungen im Arbeitsrecht" ein, und zwar "für alle, die in der österreichischen Film- und Fernsehbranche tätig sind", wie es auf der Webseite heißt. Missstände können hier anonym gemeldet und so gesammelt werden, um eine Aufarbeitung durch externe Expertinnen und Experten zu ermöglichen, denn: "Die Verfügbarkeit von Daten und Zahlen ermöglicht es, Probleme direkt anzugehen." Weiters werden kostenlose und ebenfalls anonyme Beratungsgespräche angeboten. Langfristig will #we_do! die Strukturen verändern: "Gemeinsam mit den Verbänden aller Filmschaffenden werden auf Basis der gesammelten Fälle strukturelle Lösungen für eine Verbesserung der Arbeitsverhältnisse erarbeitet."

(APA/Red)

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