Auch bei “Nebraska” (ab Freitag im Kino) gelingt ihm diese bittersüße Independent-Mischung wieder ausgesprochen gut. Auf den großen Star wie einst Jack Nicholson oder jüngst George Clooney (“The Descendants”) verzichtet der US-Regisseur diesmal, auch wenn er angeblich gerne den pensionierten Gene Hackman reaktiviert hätte. Stattdessen spielt der famose Bruce Dern den zerzausten, grantigen, dem Alkohol zugeneigten und an leichter Altersdemenz leidenden Woody Grant, der von Montana nach Nebraska fahren will, um dort eine Million Dollar abzuholen.
Nebraska: Geschichte und Kritik zum Film
Dass diese Million nur ein Marketingschmäh ist, weiß Woody wohl ebenso wie sein ihm entfremdeter Sohn David (Will Forte) – wahrhaben will er es aber dennoch nicht so recht. Also machen sich die beiden mit dem Auto auf den langen Weg, kommen bei Verwandten vorbei sowie bei früheren Arbeitskollegen, allesamt zuerst erfreut, dann aber auch recht rasch neidvoll und mit Forderungen angesichts von Woodys vermeintlichem Gewinn.
Feinfühlig und bedächtig inszeniert Payne dieses Road-Movie, das in starken Schwarz-Weiß-Bildern die Geschichte einer Annäherung zwischen Vater und Sohn erzählt – aber auch die Geschichte eines desillusionierten alten Mannes im Mittleren Westen, der überprüfen will, ob er vom Leben noch etwas zu erwarten hat. “Nebraska” erinnert von seiner Stimmung an das gleichnamige Bruce-Springsteen-Album, das im neuen Pick-up von Woody die ganze Zeit laufen könnte.
Bruce Dern wurde bei den Filmfestspielen von Cannes völlig zurecht als bester Darsteller ausgezeichnet und hat nun bei der zweiten Gelegenheit die Chance auf seinen ersten Oscar. Insgesamt ist “Nebraska” für sechs Oscars nominiert, was dem kleinen, sympathischen und warmherzigen Filmen von Alexander Payne anfangs niemand wirklich zutrauen würde. Doch die rauen Menschen aus dem “Heartland” schleichen sich bei ihm langsam, aber sicher ins Herz.
(APA)