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NATO-Kampfhubschrauber griffen erstmals in Libyen ein

NATO-Kampfhubschrauber haben erstmals in den Libyen-Konflikt eingegriffen. Nach Angaben der Militärführung in Paris waren britische und französische Hubschrauber an den Angriffen beteiligt. Ein Britischer "Apache" sei bei den Angriffen beschossen worden.
NATO-Kampfhubschrauber greifen erstmals in Libyen ein
Von französischer Seite seien Maschinen der Typen Tiger und Gazelle eingesetzt worden.Nach einem Bericht des britischen Senders BBC wurden mehrere Objekte in Libyen attackiert. Zwei Ziele in der Nähe der ostlibyschen Stadt Brega seien zerstört worden, darunter eine Radaranlage.

Frankreich hatte den Hubschrauberträger “Tonnerre” entsandt, auf dem nach Medienberichten 15 Kampfhubschrauber vom Typ Tiger oder Gazelle und vier Puma-Transporthubschrauber stationiert sind. Ein Teil der Gazelle-Hubschrauber soll über Panzergeschütze und Wärmekameras verfügen.

Bisher waren bei der Militäraktion, deren Führung die NATO Anfang April übernommen hatte, über libyschem Gebiet nur Kampfflugzeuge und Marschflugkörper eingesetzt worden. Mit dem von einem UNO-Mandat autorisierten Einsatz soll die libysche Bevölkerung vor Angriffen des Regimes von Machthaber Muammar al-Gaddafi geschützt werden.

Der Kommandant der NATO-Operation, Generalleutnant Charles Bouchard, sagte in der Erklärung, die Allianz werde Kampfhubschrauber einsetzen, wann immer und wo immer es nötig sei. Der erfolgreiche Einsatz zeige die einzigartigen Fähigkeiten der Hubschrauber.

Großbritannien und Frankreich hatten kürzlich angekündigt, mit Kampfhubschraubern den Druck auf Gaddafi erhöhen zu wollen. Sie versprechen sich nach eigenem Bekunden präzisere Schläge gegen Gaddafi-Truppen, als dies mit den höher fliegenden Kampfjets, die bisher zum Einsatz kamen, möglich ist. Militärexperten sehen allerdings auch ein erhöhtes Risiko, dass die NATO erstmals seit Beginn ihrer Kampagne im März selbst Opfer erleiden könnte, da die Hubschrauber deutlich anfälliger für einen Beschuss vom Boden sind.

Der seit über zwei Monaten andauernde Libyen-Militäreinsatz des Westens löst im US-Kongress zunehmend Ungeduld aus. Am Freitag forderte das Repräsentantenhaus Präsident Barack Obama mit einer Resolution auf, die amerikanische Rolle in dem Konflikt zu erklären sowie Details über die geplante Dauer und voraussichtliche Kosten der US-Beteiligung zu nennen. Die mit 268 zu 154 Stimmen angenommene Resolution verlangt von Obama, dem Kongress innerhalb von zwei Wochen genaue Informationen über den Krieg gegen Gaddafi zu übermitteln. Die Vorlage war von den Republikanern eingebracht und vor allem mit ihren Ja-Stimmen verabschiedet worden. Es hat jedoch keine rechtlich bindende Wirkung.

“Gazelle”, “Tiger”, “Apache” – NATO-Helikopter in Libyen

NATO-Kampfhubschrauber haben erstmals in den Libyen-Konflikt eingegriffen. Die französische Armee ist mit Maschinen der Typen “Tiger” und “Gazelle” beteiligt, die Briten fliegen Angriffe mit “Apache”-Helikoptern.

TIGER“: Der gemeinsam von Frankreich und Deutschland entwickelte Kampfhubschrauber “EC-665” wird in drei Versionen von Eurocopter (früher Aerospatiale) gebaut, einer hundertprozentigen Tochter des europäischen Luft- und Raumfahrtkonzerns EADS. Die Serienproduktion der 14 Meter langen Maschinen mit einem Gewicht von bis zu 6000 Kilogramm begann 2002. Seine beiden Turbinentriebwerke lassen ihn mit etwa 300 Stundenkilometern fliegen, die Reichweite liegt bei mehr als 700 Kilometern. Er ist mit Raketen, Panzerabwehrgeschoßen und schweren Maschinengewehren bewaffnet. Pilot und Schütze bilden die Besatzung.

GAZELLE“: Ein Teil der jetzt vom Hubschrauberträger “Tonnerre” startenden leichten “Gazelle”-Mehrzweckhelikopter “SA 341” und “SA 342” soll über Panzergeschütze und Wärmebildkameras verfügen. Die britisch-französische Gemeinschaftsentwicklung ist seit 1973 in mehreren Versionen im Einsatz. Für den knapp zwölf Meter langen Hubschrauber wird ein Gewicht von bis zu 2000 Kilogramm angegeben. Das Turbinentriebwerk kann den Helikopter bis auf 310 Stundenkilometer beschleunigen. Die “Gazelle” wird mit einem oder zwei Piloten geflogen. Als Vorteil gegenüber dem größeren “Tiger” gelten die geringeren Betriebskosten. So kostet eine Systemwartung bei diesem Typ nach Angaben des französischen Verteidigungsministeriums 800 Euro, beim neuen “Tiger” dagegen 8000.

APACHE“: Die “AH-64”-Kampfhubschrauber werden in Typen mit unterschiedlicher Ausstattung von Boeing McDonnell Douglas in den USA produziert. Die Maschinen in der 1997 erstmals ausgelieferten modernisierten Version “Longbow Apache” sind bis zu 17,73 Meter lang und wiegen rund 6800 Kilogramm. Mit Spitzengeschwindigkeiten von mehr als 280 Kilometern in der Stunde gilt der “AH-64” als weltweit am häufigsten eingesetzter Kampfhubschrauber. Bei der Bewaffnung stehen unter anderem Luft-Luft-Raketen und Luft-Boden-Raketen für die Panzerabwehr zur Verfügung. Der “Apache” hat zwei Besatzungsmitglieder.

Britischer Kampfhubschrauber über Libyen beschossen

Beim ersten Einsatz von NATO-Kampfhubschraubern in Libyen ist einer von zwei eingesetzten britischen “Apaches” von Truppen des Regimes beschossen worden. Die Maschinen seien nach diesem Zwischenfall aber sicher auf das Kriegsschiff “HMS Ocean” zurückgekehrt, sagte Generalmajor Nick Pope vom britischen Verteidigungsministerium am Samstag.

Die Hubschrauber hätten eine Radarstellung und einen militärischen Kontrollpunkt in der Nähe der ostlibyschen Stadt Al-Brega angegriffen. “Hellfire-Raketen und 30-Millimeter-Kanonen wurden verwendet, um die Ziele zu zerstören“, sagte der Generalmajor.

Die BBC zeigte Bilder, wie die beiden “Apache“-Hubschrauber von dem Schiff starteten. Einer der Piloten erklärte im Interview mit dem Sender, er sei “erfreut über die erfolgreiche Mission“.

Laut dem britischen Verteidigungsministerium wurden in der Nacht auf Samstag auch wieder Angriffe mit Kampfflugzeugen geflogen. Flugzeuge der königlichen Luftwaffe hätten eine weitere Militäreinrichtung in Ostlibyen und zwei Munitionsbunker in Zentrallibyen angegriffen.

Insgesamt sind auf dem Hubschrauberträger “Ocean“, der in Sichtweite der libyschen Küste liegt, vier “Apache“-Hubschrauber stationiert. Die britische Regierung hatte die Entsendung der Kampfhubschrauber in der vergangenen Woche beschlossen. Britische Militärexperten sprachen von einer weiteren Eskalation des Konflikts.

APA

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