Als nunmehr stärkste Fraktion wird die ÖVP künftig den Nationalratspräsidenten stellen. Fischer wird bei der konstituierenden Sitzung des Nationalrates am kommenden Freitag für das Amt des Zweiten Nationalratspräsidenten kandidieren.
Wie Fischer berichtete, habe der Nationalrat unter seiner Präsidentschaft von November 1990 bis Dezember 2002 in insgesamt 530 Sitzungen nicht weniger als 1.741 Bundesgesetze beschlossen: „Alle guten Absichten, weniger Gesetze zu beschließen, bleiben fromme Wünsche.“
Es müsste diskutiert werden, ob nicht das Legalitätsprinzip der Verfassung – wonach die staatliche Verwaltung nur auf Grund von Gesetzes handeln darf – nicht gelockert werden sollte. Mit einem gelockerten Legalitätsprinzip könnten allgemeinere Regeln geschaffen werden. Die Verwaltung würde damit mehr Spielraum erhalten. Im Gegenzug müsste die Berichterstattungspflicht der Regierung gegenüber dem Parlament und die Kontrolle des Gesetzgebers ausgebaut werden.
Der Parlamentarismus habe sich in den vergangenen zwölf Jahren „entwickelt und gefestigt“, so Fischers politisches Resümee. Die parlamentarischen Fraktionen seien heute in die politische Willensbildung stärker eingebunden.
Fischer betonte auch, er habe sich bemüht, als Präsident „objektiv und ausgleichend“ zu wirken und das Parlament zu öffnen. „Das Parlament ist nicht nur Ort der Gesetzgebung, sondern auch der Begegnung.“
Nach Anton Benya mit 15 Jahren an der Spitze des Nationalratspräsidiums ist Fischer der zweitlängste Amtsinhaber in der Geschichte des Zweiten Republik.