Das nun übernommene und bisherige Bestände gut ergänzende Konvolut, für das 7.500 Euro gezahlt wurde, stammt aus Privatbesitz und umfasst neben Tagebüchern, Briefen und Vorlesungsmitschriften alle literarischen Texte der Autorin.
Lyrik spiegelt Verfassung wieder
Kräftners Bekanntheit beruht vor allem auf der häufig autobiografisch-subjektiven Lyrik, die besonders in ihrem Todesjahr ihre depressive psychische Verfassung spiegelte. Das Prosawerk der Schriftstellerin umfasst einige kürze Prosatexte, einen Romanentwurf und Tagebuchaufzeichnungen. Die literarische Qualität Letzterer wurde durch die Zeitschrift “Neue Wege” gewürdigt, die das nach einer Reise verfasste “Pariser Tagebuch” mit ihrem Prosapreis auszeichnete.
Kräftner litt an Depressionene
Die 1928 in Wien geborene und in Mattersburg aufgewachsene Autorin begann schon in ihrer Schulzeit mit dem Schreiben und veröffentlichte mit 20 Jahren das Gedicht “Einem Straßengeiger” in der Zeitschrift “Lynkeus”. Dies bedeutete Kräftners Einzug in die literarischen Kreise Wiens, wo die Studentin zu Schriftstellern wie H.C. Artmann, Friederike Mayröcker und Hans Weigel Kontakt pflegte. Prägend für die junge Schriftstellerin war auch der Kontakt zu ihrem Professor Viktor E. Frankl. Trotz Anerkennung durch den literarischen Zirkel und mehreren Beziehungen litt Kräftner stets unter Depressionen, die 1951 schließlich zum Suizid führten. (APA)