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Nathalie küsst - Trailer und Kritik zum Film

"Nathalie küsst", und das ist, vor allem weil sie von Audrey Tautou gespielt wird, auch wirklich nett anzusehen. Wer da so unvermittelt das Opfer einer regelrechten Kussattacke zur Bürozeit wird, nämlich ihr recht unansehnlicher schwedischer Mitarbeiter Markus, ist allerdings genauso überrascht wie die noch immer um ihren verstorbenen Mann trauernde bildhübsche Abteilungsleiterin Nathalie und auch die Zuschauer. "La Delicatesse", wie der Film im Original heißt, ist ein Märchen. Alle Spielzeiten auf einen Blick

David Foenkinos (Jahrgang 1974) ist ein höchst erfolgreicher Autor und hat als solcher schon “Das erotische Potenzial meiner Frau” ausgelotet, den “Größten anzunehmenden Glücksfall” untersucht und über “Unsere schönste Trennung” berichtet. Auch “La Delicatesse”, 2009 erschienen, war ein in viele Sprachen übersetzter Bestseller und verkaufte in Frankreich 800.000 Exemplare. Die reichlich unglaubwürdige Geschichte einer Beziehung, die aus Trauer und Verzweiflung begonnen wird und von Mitleid genährt immer größer wird, bis sie schließlich über alle Vorurteile der Umgebung triumphiert und sich auf das kleine, zweisame Glück konzentriert, hat als Variation von Märchen wie “Die Schöne und das Biest”, “Das hässliche Entlein” oder “Froschkönig” hohes Kitschpotenzial.

Nathalie küsst mit Audrey Tautou

Die Verfilmung durch Foenkinos und seinen jüngeren Bruder Stephane, der lange als Casting-Direktor für prominente Regisseure arbeitete, ist auf den ersten Blick eine harmlose Liebeskomödie, ein Familienfilm wie Dutzende andere auch. Doch Audrey Tautou veredelt mit großen, traurigen Augen und elfengleicher Gestalt, die die Foenkinos gerne über Bürogänge schweben lassen, die Geschichte, die an einem hohen Glaubwürdigkeitsdefizit leidet.

Das liegt auch am heroischen Einsatz ihres Film-Partners Francois Damiens: Er macht mit Teilglatze und Vollbart den linkischen, unscheinbaren Markus in unzähligen beigen Schlabberpullis zu einem wahren Ritter der traurigen Gestalt. “In jeder herkömmlichen Komödie hätte er sich durch die Aufmerksamkeit dieser schönen Frau verändert, hätte sein Outfit verbessert und wäre zum Friseur gelaufen – bei uns musste er unveränderlich bleiben wie ein Fels”, erzählt Stephane Foenkinos im APA-Gespräch. “Das ist auch gerade das, was sie schließlich an ihm lieben: Sie weiß genau, was sie an ihm hat”, ergänzt sein Bruder.

Denn, da sind sich die beiden einig, der Film habe nicht nur die für Männer tröstliche Botschaft, dass jeder Mann auch Frauen wie Audrey Tautou bekommen könne, wenn er nur authentisch bleibe und sich nicht verbiege. Es gehe auch um die ultimative Freiheit, zur Sprache seines Herzens zu stehen, egal, was die Umgebung davon halte. “Am glücklichsten sind wir, wenn nach der Vorstellung Frauen sagen: ‘Der Typ ist super. Sie müssen zusammen bleiben, denn sie passen toll zusammen.’ Dann haben wir unsere Arbeit gut gemacht.” Das Urteil der Begleiterinnen des Rezensenten fiel allerdings weniger feinfühlig aus: Da hätte man schon lieber die eindeutigen Angebote des verheirateten Chefs (Bruno Todeschini) angenommen, waren sie sich einig. Der ist zwar ein ziemliches Arschloch, doch wenigstens ungleich attraktiver.

(APA)
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