AA

Natascha Kampusch empört über Gerüchte zu ihrem Fall

Natascha Kampusch ist empört über das neue Interesse an ihrem Fall
Natascha Kampusch ist empört über das neue Interesse an ihrem Fall ©APA
Gerüchte um Kinder, illegale Ermittlungen, Einzeltätertheorien - das Interesse am Fall Natascha Kampusch ist wieder aufgeflammt. Sie selbst hält das für "empörend" und eine "enorme psychische Belastung" bezeichnet.

“Es ist schwierig, weil man gegen solche Vorhaltungen ja nicht argumentieren kann”, sagte Kampusch in einem ORF-Interview, das in der Fernsehsendung “Im Zentrum” am Sonntagabend gezeigt wurde. Das Gerücht mit dem Kind stammt aus einem Internet-Chat, der Urheber wurde ausgeforscht. Natascha Kampusch werde “neuerlich missbraucht”, kritisierte Interviewer Christoph Feuerstein bei der Diskussion, bei der Johann Rzeszut, ehemaliger OGH-Präsident und Mitglied der Kampusch-Evaluierungskommission, unter anderem daran Kritik übte, dass das Ermittlungsverfahren nach knapp drei Monaten eingestellt wurde und den Angaben einer Zeugin der Entführung nicht ausreichend Beachtung geschenkt worden sei. Die damals Zwölfjährige habe zwei Männer beobachtet. Dem hielt Kampusch-“Sondermittler”, Staatsanwalt Thomas Mühlbacher entgegen, dass das Mädchen sehr wohl nur von einem Entführer gesprochen haben, auch wenn sie unmittelbar vor der Tat einen zweiten Mann gesehen habe.

Natascha Kampusch und die Mittäter

“Es wundert mich, dass Du mit einer Aktenkenntnis daherkommst, die haarsträubend ist”, warf der Staatsanwalt Rzeszut vor und warnte davor, willkürlich Priklopil-Freund Ernst H. als möglichen Mittäter zu verdächtigen: “Wir müssen uns klar sein: Das ist kein Gesellschaftsspiel”, mahnte Mühlbacher. Nationalratsabgeordnete Dagmar Belakowitsch-Jenewein (F) äußerte die Vermutung, dass der parlamentarische Unterausschuss, der sich mit der Causa Natascha Kampusch befasst, nicht alle Akten erhalten habe, sondern ein Teil davon unterschlagen oder frisiert worden sei. Dessen Vorsitzender Werner Amon (V) hatte vergangene Woche mit seiner Äußerung, dass die Mehrtätertheorie nicht ganz von der Hand zu weisen sei, die neuerliche Debatte und auch eine Diskussion über Verschwörungstheorien ausgelöst.

Spekulationen durch Unsicherheit

Und solche entstehen dann, wenn ein Sachverhalt nicht bekannt ist. “Wir wissen seit Jack the Ripper, dass Spekulationen entstehen, wenn ein Verbrechen nicht völlig aufgeklärt wird”, sagte der Psychiater Reinhard Haller. “Jetzt muss die Wahrheit auf den Tisch”, sagte der Mediziner und plädierte dafür, mit weiteren Ermittlungen jemanden zu beauftragen, der außerhalb jedes Zweifels steht. Mit dem deutschen Bundeskriminalamt und der US-Bundespolizei FBI wurden diesbezüglich Gespräche geführt.

Zeugin nicht wirklich glaubwürdig

Ernst Geiger vom Bundeskriminalamt kann die Zweifel an der Einzeltätertheorie auf Basis der angeblichen Angaben der Zeugin nicht nachvollziehen: “Sie hat die Tat vielleicht zwei bis drei Sekunden wahrgenommen. Natascha Kampusch war 3.096 Tage Zeugin”, gab der Polizeijurist zu bedenken. Er versicherte, dass Priklopil eindeutig Selbstmord begangen habe und Ernst H. intensiv überprüft worden sei. Dessen Anwalt Manfred Ainedter ging mit Rzeszut hart ins Gericht: “Sie haben das Parlament aufgehusst, damit die Ersatzjustiz spielen. Wir bewegen uns in einem rechtsfreien Raum”, erklärte der Strafverteidiger von Natascha Kampusch. (APA/Red)

  • VIENNA.AT
  • Chronik
  • Natascha Kampusch empört über Gerüchte zu ihrem Fall
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen