"Natascha ist ein freier Mensch"
Das sagte der im Fall Natascha Kampusch für Öffentlichkeitsarbeit zuständige Generalmajor Gerhard Lang vom Bundeskriminalamt (BK) am Sonntag im APA-Gespräch. Die 18-Jährige werde nicht polizeilich bewacht, wenn sie will, kann sie überall hingehen. Der Ermittler ging davon aus, dass sich Natascha auch am Sonntag noch in dem Geheimversteck befand und dort von Psychologen betreut wurde.
Die Durchsuchungen im Haus des Entführers in Strasshof waren am Sonntag noch im Gange. Am Montag sollen die Spuren dem Untersuchungsrichter vorgelegt werden. In Wolfgang Priklopils Haus wurden unter anderem Videos und Bücher sichergestellt. Es handle sich dabei um Jugendbücher und Lehrbücher, so Lang. Natascha habe sich unter Anleitung eines dieser Werke stricken beigebracht. Wir werden uns jetzt jede Sequenz der Videos anschauen, auch die Bücher werde man genau analysieren, sagte der Ermittler.
Außerdem wurden schriftliche Aufzeichnungen- Notizen auf Spickzetteln, in Heften, auf A4- und A5-Bögen sowie Einkaufszettel – in Priklopils Wohnbereich und im Verlies von Natascha Kampusch gefunden. Man wolle nun klären wer das geschrieben hat, sagte Lang. Erst dann wolle man die Notizen inhaltlich auswerten. Ein Tagebuch von Natascha sei nicht gefunden worden.
Nach derzeitigem Wissenstand habe weder die Mutter des 44-jährigen Entführers noch sein Freund etwas mit der Tat zu tun, erklärte Lang. Der Freund Priklopils habe den Beamten bei der Fahndung nach dem Täter geholfen, der sich am Mittwochabend auf der Nordbahnstrecke vor einen Zug warf, er habe die Ermittler darüber informiert, was in den Stunden zuvor passiert sei und habe schließlich bei der Identifizierung des Leichnams geholfen. Von der Entführung hat er nichts gewusst, sagte Lang. Auch Natascha habe der Freund des Entführers nie zu Gesicht bekommen. Die Firma des Mannes werde derzeit überprüft.
Befragungen mit Natascha haben ergeben, dass es keinen zweiten Täter gibt, berichtete der Ermittler. Um das völlig auszuschließen, müssten jedoch alle Spuren aus dem Haus des Entführers vollständig ausgewertet werden. Vieles, was Priklopil zu Natascha gesagt hat, stimmt nicht. Er hat sein Opfer manipuliert, sagte Lang. Jenes Mädchen, dass die Entführung im März 1998 beobachtet hat, wurde in den vergangenen Tagen erneut einvernommen. Zwei Täter hat sie nie gesehen, sagte Lang. Sie sei lediglich davon ausgegangen, dass sich in dem Auto auch ein Fahrer befunden haben müsste. Die Befragungen der 18-Jährigen werden frühestens am Montag weitergehen. Vielleicht müsse man auch bis Dienstag warten, sagte der Ermittler.